Virtuosity – Liebe um jeden Preis (Jessica Martinez)

Boje-Verlag, 1. Auflage Februar 2012
Originaltitel: Virtuosity
Aus dem Amerikanischen von Sabine Bohse
Hardcover, 258 Seiten
€ 12,99 [D] | € 13,40 [A] | CHF 18,90
ISBN: 978-3-414-82322-9
Leseprobe

Genre: Jugendbelletristik


Klappentext:

Die siebzehnjährige Carmen ist ein Star. Sie tourt mit ihrer Geige durch die Welt und spielt überall vor ausverkauften Konzertsälen. Doch die Konkurrenz ist hart. Beim Guarneri-Wettbewerb treten Jungstars aus den verschiedensten Ländern gegeneinander an – und nur der Sieg zählt.

Carmen steht unter Druck, den sie nur noch mit Tabletten in den Griff bekommt. Doch dann lernt sie Jeremy kennen, ihren ärgsten Konkurrenten um den Sieg. Und obwohl Carmen weiß, dass sie sich vor ihm in Acht nehmen sollte, fühlt sie sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen. Für Carmen ist die Zeit gekommen, sich zu entscheiden: Setzt sie auf Sieg oder auf die Liebe …

Wie würdest du dich entscheiden?


Rezension:

»Du bist zu sehr daran gewöhnt, alles der Musik zu opfern«, sagte er. »Aber wir wollen das hier doch beide, oder nicht?«
(Seite 139)

Carmen liebt die Musik. Seit sie denken kann, spielt sie Geige und dank ihrer Großeltern väterlicherseits, mit denen sie sonst nicht viel zu tun hat, kommt sie in den Genuss, ihr Talent auf einer Stradivari präsentieren zu dürfen. Bereits mehrere Tourneen hat sie hinter sich gebracht, einige erfolgreiche Alben veröffentlicht und nun steht sie kurz vor dem ganz großen Durchbruch: Wer den Guarneri-Wettbewerb gewinnt, geht mit einem großen Orchester auf Welttournee und spielt in den größten Hallen der Erde. Doch all der Glanz hat auch eine Schattenseite, denn Carmen wird der ganze Druck, den vor allem ihre Mutter – deren eigene Karriere wegen der Schwangerschaft scheiterte – auf sie ausübt, einfach zu viel. Sie ist auf Beruhigungstabletten angewiesen, die sie inzwischen nicht mehr nur direkt vor Auftritten, sondern auch zwischendurch einnehmen muss, um nicht völlig durchzudrehen. Als sie in dieser kritischen Vorbereitungsphase zum Guarneri-Wettbewerb ihren schärfsten Konkurrenten Jeremy näher kennen lernt, erfährt sie zum ersten Mal im Leben, dass sich die Erde um so viel mehr als Musik dreht. Doch wird sie, vor die Entscheidung gestellt, die für ihre Zukunft richtige Wahl treffen?

Jessica Martinez wagt mit ihrem Debüt sowohl einen Vorstoß als auch den willkommenen Ausbruch aus der ganzen überlaufenen Fantasy-Serien-Szene und bringt mit Virtuosity – Liebe um jeden Preis ein erstaunlich musikalisches Exemplar der eigenständigen Literatur auf den Markt. Sie überzeugt nicht nur mit dem erfrischenden Mut, nicht auf den Erfolgszug aufzuspringen, sondern auch mit dem Inhalt ihrer Geschichte, die vor allem Musikliebhabern – ob klassisch oder rockig – sehr zu Herzen gehen dürfte. Denn die Autorin versteht es, dem Leser die Liebe zur Musik nahezubringen und den Zwiespalt ihrer Protagonistin verständlich zu machen – realistisch in all ihrem Handeln und ihren Gedanken, gepaart mit dem leisen Aufbegehren gegen die Überfürsorge ihrer Mutter und dem immer größer werdenden Wunsch, ihre eigenen Entscheidungen treffen zu dürfen, auch wenn sie mit Fehlern einhergehen könnten. Der perfekte junge Stern am Musikhimmel, der trotz oder gerade wegen all dem Erfolg genauso von Zweifeln geplagt wird wie jeder andere 17jährige Teenager, ist eine Persönlichkeit, die zwischen all den starken Protagonistinnen anderer Jugendgeschichten hervorsticht und die Identifikation geradezu einfordert. Und obwohl man von Anfang an ziemlich sicher sein kann, wie das Buch enden wird, so schafft es Jessica Martinez trotzdem, für Überraschung zu sorgen.

Doch nicht nur inhaltlich hebt sich Virtuosity – Liebe um jeden Preis von den Kollegen des Jugendgenres ab, auch optisch ist es eine kleine Besonderheit unter den deutschen Covergestaltungen. Die Gesichter von Mädchen und jungen Frauen sieht man derzeit überall – doch im Gegensatz zu den meisten Standard-Faces wird der Leser nicht penetrant angestarrt. Das Gesicht ist halb versteckt hinter der Geige, der Blick gesenkt, die Hand unter dem Kinn zeugt von einer Unsicherheit, die auch von der Protagonistin in der Geschichte ausgestrahlt wird. Hier hat der Boje-Verlag ein gutes Händchen bewiesen, als er sich gegen die Übernahme des Originalcovers entschied. Besonders das Zusammenspiel der zarten und kräftigen Farben zieht die Blicke auf sich und lädt auch während des Lesens immer wieder dazu ein, das Buch einen Moment zuklappen und im Cover versinken zu wollen.

Alles in allem also ein Roman, der gänzlich ohne phantastische Elemente auskommt und trotzdem ganz viel auslöst. Ein Einzelstück, das keine Fortsetzung nötig hat, auch wenn das relativ offen gehaltene Ende viele Möglichkeiten bietet. In jedem Fall darf man gespannt sein, was diesem vielversprechenden Debüt noch folgen wird.


Fazit:

Ein Nicht-Fantasy-Roman, der zudem noch ein Einzelstück ist – Jessica Martinez‘ Debütroman Virtuosity – Liebe um jeden Preis ist auf so viele Arten eine erfrischende und willkommene Abwechslung. Die Geschichte um Carmen und Jeremy ist romantisch, liebevoll, musikalisch und nicht nur optisch ein wahrer Blickfang, sondern trotz des vorhersehbaren Endes was fürs Herz. Ernsthafte Jugendliteratur mit interessanten Botschaften und Ansichten, die nicht nur unterhaltend, sondern auch anregend wirken.


Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


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