When We Dream (Anne Pätzold)

When We Dream (Anne Pätzold)

Klappentext:

Wenn sich der größte K-Pop-Star der Welt in ein ganz normales Mädchen verliebt …

Die 19-jährige Ella lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrer älteren Schwester in Chicago. Die Stadt ist ihr zu groß, zu laut, zu voll, und am liebsten würde sich Ella mit ihren Büchern und ihrem Zeichenblock in ihr Zimmer zurückziehen und die Außenwelt, so oft es geht, vergessen. Doch dann lernt sie Jae-yong kennen. Dass er ein Mitglied der bekanntesten K-Pop-Gruppe der Welt ist, weiß sie nicht. Was sie weiß, ist, dass der junge Mann mit den tiefbraunen Augen ihre Welt von einem Moment auf den anderen aus den Angeln hebt …


Rezension:

Seit dem Tod ihrer Eltern lebt Ella mit ihrer jüngeren Schwester Liv bei der älteren Schwester Mel. Obwohl ihr Herz fürs Zeichnen und Bücher schlägt, kämpft sie sich durch ein Studium, das in eine ganz andere Richtung geht, da sie der Meinung ist, dass sie es Mel schuldet, schnellstmöglich auf eigenen Füßen zu stehen. Eigentlich möchte sie aber am liebsten zwischen den Seiten oder in ihren Zeichnungen versinken. Als sich die Möglichkeit ergibt, auf ein großes Musik-Event zu gehen, das von Mels Arbeitgeber mitorganisiert wird, lässt sich Ella von Liv überreden, sie dorthin zu begleiten. Niemand konnte ahnen, dass Ella ausgerechnet dort einen jungen Mann kennen lernt, in dessen Augen sie endlich einen Moment der Ruhe von der lauten, großen Stadt findet. Dass Jae-yong mit seiner weltbekannten K-Pop-Band bei dem Event aufgetreten ist und die gegenseitige Anziehungskraft zwischen ein ziemliches Problem werden könnte, wird Ella erst spät klar – als es eigentlich schon viel zu spät für einen emotionalen Rückzug ist.

K-Pop ist in den letzten Jahren auch in Deutschland extrem auf dem Vormarsch und kann sich inzwischen überall auf der Welt einer großen Fangemeinde erfreuen. Da liegt es nahe, das Musik-Genre in einer Liebesgeschichte zu verarbeiten und die klassische Rockstar-meets-Mauerblümchen-Story auf ein anderes Level zu heben. Obwohl in Amerika spielend, stellt When We Dream den Auftakt einer deutschen New Adult-Trilogie dar und wurde weitläufig als K-Pop-Lovestory beworben. Tatsächlich sind zumindest im ersten Band allerdings nur wenige Einblicke in die entsprechende Szene zu finden. Viele Leser erwarten sich von diesem Vorstoß wahrscheinlich mehr Hintergrundinformationen, werden aber zumindest im ersten Band in dieser Hinsicht eher enttäuscht.

Stattdessen verwendet Anne Pätzold viel Zeit, um das Zusammenleben der Schwestern bis ins kleinste Detail zu beleuchten und Ella über ihr Studium und ihren Nebenjob in einer Museumsgarderobe jammern zu lassen. Was gleich in mehrfacher Hinsicht für Verwirrung sorgt, denn Ella wird zum Beispiel nicht müde zu betonen, dass Mel viel zu viel arbeitet, um den Lebensunterhalt der drei zu finanzieren, und doch wird ständig beim Lieferservice bestellt. Oder dass Ella noch nie etwas von NXT gehört haben will, als sie Jae-yong trifft, hinterlässt beim Leser viele Fragen – denn immerhin ist ihre Schwester Liv einer der größten Fans der Band, schaut regelmäßig Dokumentationen und Interviews im gemeinsamen Wohnzimmer und tanzt sogar in einer Jugendgruppe die Choreographien der Band zu deren Songs nach. Ella muss also schon große Scheuklappen tragen oder ihren Schwestern gegenüber ziemlich ignorant sein, um wirklich gar nichts von der Band mitzubekommen.

Diese kleinen Unstimmigkeiten sind leider nicht das Einzige, was When We Dream zu einem eher durchschnittlichen Auftakt macht. Während die Nebencharaktere sehr viel Raum einnehmen und man noch nicht so recht dahinterkommt, welchem Zweck sie tatsächlich dienen, bleibt die Beziehung zwischen Ella und Jae-yong lange Zeit fast nebensächlich. Da die Geschichte ausschließlich aus Ellas Sicht erzählt wird, bekommt man kaum die Chance, den jungen Musiker, seine Band und das Business überhaupt kennen zu lernen. Dazu kommt, dass er keine Ecken und Kanten hat, sondern die ganze Zeit nett, freundlich, zuvorkommend und sehr rücksichtsvoll ist – um nicht zu sagen: größtenteils langweilig. Lediglich die kleinen Schlagabtausche per Chat, die das Buch um Längen auflockern, bringen ein wenig Abwechslung und wirkliche Spannung in die Geschichte.

Auch die Liebesgeschichte an sich bleibt in diesem ersten Band eher ruhig und kann kein wirkliches Knistern transportieren. Erst im letzten Viertel kommt endlich etwas Schwung in die Sache, und das ist einer der Gründe, warum man schließlich dem zweiten Teil mit Interesse entgegenblickt. Auch die gemeinsame Liebe zum geschriebenen Wort ist authentisch dargestellt, sodass zumindest dieser Bestandteil nachvollziehbar ist, auch wenn die zahlreichen Fandom-Erwähnungen teilweise etwas überhandnehmen. Anne Pätzold hat einen grundsätzlich sehr ruhigen Schreibstil, der einen angenehmen Lesefluss verschafft, und dass auch die Story bis hierhin noch nicht mit allzu viel Dramatik auffährt, macht When We Dream zu einem insgesamt sehr unaufgeregten, teilweise seicht vor sich hin plätschernden Lesevergnügen.

Wer sich auf eine ruhige Liebesgeschichte einlassen und ohne die geballte Ladung Prickeln auskommen kann, dürfte mit diesem Auftakt gut unterhalten werden. Alle anderen hoffen auf die Folgebände, deren Chance in einer Menge Potential steckt.


Fazit:

When We Dream stürzt den Leser in ein echtes Auf und Ab der Gefühle – leider nicht nur in positivem Sinn. Der sehr ruhige, angenehm zu lesende und mit einigen Highlights aufwartende Schreibstil von Anne Pätzold trifft auf eine mit irrelevanten Details überladene und gleichzeitig nicht vorankommende Geschichte, relativ blasse Charaktere und einige Unstimmigkeiten. Das Gesamtpaket macht den Auftakt der LoveNXT-Trilogie zwar zur kurzweiligen, aber nicht unbedingt im Gedächtnis haftenbleibenden Lektüre. Hoffentlich können die Folgebände das vorhandene Potential besser nutzen.




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eine Kommentar
  1. Jacquy sagt:

    Hey, schöne Rezension.
    Das bestätigt meinen Eindruck vom Buch, welches ich nach gut einer Stunde Hörbuch abgebrochen habe. Genau diese Unstimmigkeiten die du ansprichst haben mich gestört und Ella als Protagonistin fand ich einfach nicht gut. Ich schaue gleich mal bei den anderen beiden Rezensionen vorbei und schaue, ob dich die Reihe doch noch überzeugen konnte :)

    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

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