When We Hope (Anne Pätzold)
Klappentext:
Was, wenn wir doch zu hoffen wagen?
Jae-yong ist ein Mitglied der erfolgreichsten K-Pop-Gruppe der Welt, Ella eine ganz normale Studentin aus Chicago. Eigentlich hätte den beiden klar sein müssen, dass eine Beziehung zwischen ihnen unmöglich ist. Nicht nur trennen sie Tausende von Kilometern und mehrere Zeitzonen, auch die Welten, in denen sie leben, sind grundverschieden. Und egal, wie nahe sich Ella und Jae-yong in den letzten Monaten gekommen sind – sie müssen sich nun fragen, ob ihre Liebe stark genug ist, allen Widerständen zu trotzen …
Rezension:
Nachdem Ella und Jae-yong wieder zueinander gefunden und sich gegen alle Widrigkeiten und Regeln entschieden haben, irgendwie eine Beziehung zu führen, zeigt sich im Alltag recht schnell, dass es bei Weitem nicht so einfach ist, wie sie es sich vorgestellt haben. Jeder für sich kämpft mit seinen eigenen Baustellen und möchte eigentlich für den jeweils anderen da sein, doch durch die Distanz ist dies nur begrenzt möglich. Wieder einmal müssen Entscheidungen getroffen werden, und obwohl das junge Paar auch viel moralische Unterstützung erhält, liegt es am Ende doch nur in der Hand von Jae-yong und Ella, wie ihre (Liebes)Geschichte ausgehen wird.
Mels Zusammenbruch aufgrund von Überarbeitung und ihr damit verbundener Krankenhausaufenthalt, Ellas heimlicher Wunsch eines Wechsels des Studienganges, die vom Management auferlegte Pause von NXT wegen Unstimmigkeiten bezüglich des weiteren Vorgehens ihrer Karriere, die überraschende Rückkehr von Erin – When We Hope bringt einige Themen mit, die sich hervorragend für einen spannenden und abwechslungsreichen Abschlussband der LoveNXT-Trilogie eignen würden. Doch hier wurde sich dafür entschieden, auch im dritten Band eine dezente Weichspülspur zu fahren und so wenig Drama wie möglich zu verursachen. Nachdem der zweite Teil immerhin ein wenig versöhnen konnte, trifft der Leser erneut auf fragwürdige Unstimmigkeiten, die zumindest teilweise durch etwas Recherche hätten vermieden werden können. Angefangen bei der Tatsache, dass sich eine Studentin mit einem Aushilfsjob ein Flugticket von Chicago nach Seoul (One Way ab ca. 800 US-Dollar) leisten kann, über den laut Buch dreizehnstündigen Flug (tatsächlich sind es mindestens vierzehneinhalb) für einen Aufenthalt von nicht mal einer Woche bis hin zu der trotz fast zweiwöchigen Vorlaufzeit Nichtplanung zur Grundproblematik passender Aktivitäten in der spannenden Hauptstadt Südkoreas – um nur drei zusammenhängende Beispiele zu nennen.
Dazu bleibt die Storyline auch im dritten Band verhältnismäßig flach und es wird seitenlang über komplette Nichtigkeiten philosophiert, die dem Leser vielleicht dabei helfen sollen, sich mit den Protagonisten zu identifizieren, aber eher langweilen und mit der Zeit aufregen. Um die relevanten Punkte wird entweder ein großer Bogen gemacht oder sie werden im kleinen Rahmen nebenbei abgehandelt. Wieder reißt Ella das komplette Geschehen an sich und Jae-yong bleibt trotz allem ruhig und gelassen – ein wenig mehr Selbstbewusstsein und Aufstehen für sich selbst hätte er sich gerne erlauben können. Nach sechs Monaten weiß Ella noch immer kaum etwas über seine Kultur, seine Sprache und die Gewohnheiten der Koreaner, und alles, was er dazu zu sagen hat, ist, dass er nicht möchte, dass sie sich mit Dingen beschäftigt, die sie eigentlich nicht interessieren. Da fragt man sich als Leser schon, ob man sich nicht automatisch für all die kleinen Hintergründe des Menschen interessiert, für den man so große Gefühle entwickelt hat. Auf diese Weise wird Ella leider einmal mehr als egoistisch und ignorant wahrgenommen, während Jae-yong trotz einiger romantischer Gesten immer mehr in die Kuscher-Ecke gedrängt wird. Hier hätte es großes Potential für eine ordentliche Auseinandersetzung oder zumindest grundlegende Diskussion gegeben, das leider zugunsten eines Kuschelkurses nicht genutzt wurde.
Wie schon in den beiden Vorgängerbänden bleibt auch in When We Hope das Thema K-Pop eher eine Nebensache. Auch die Emotionen kommen weiterhin nicht wirklich rüber, obwohl immer wieder zarte Andeutungen gemacht werden und es final zum Sex kommt – der nach den vielen hundert Seiten Vorspiel allerdings auf nicht mal einer ganzen Seite abgehandelt wird. Das war irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes, und am Ende bleibt die LoveNXT-Trilogie leider nur im Mittelmaß der Liebesromane. Abgesehen vom Alter der Protagonisten findet man hier kaum eine der Komponenten, die das New Adult-Genre für gewöhnlich auszeichnen – darüber kann auch der wieder nette Schreibstil von Anne Pätzold dieses Mal leider nicht hinwegtrösten.
Fazit:
Ein Ende, das keines ist – mit When We Hope findet die LoveNXT-Trilogie zwar ihren Abschluss, aber so richtig abgeschlossen wird Ellas und Jae-yongs Geschichte nicht. Viele Fragen und Kritikpunkte bleiben offen und leider hat Anne Pätzold das vorhandene Potential auch im dritten Band nicht ausgeschöpft. Schade, daraus hätte man weitaus mehr machen können.
Zurück zu:
Identität 1142 (Hrsg. Sebastian Fitzek) Weiter mit:
When We Fall (Anne Pätzold)