Wir beide, irgendwann (Jay Asher & Carolyn Mackler)

cbt, 1. Auflage August 2012
Originaltitel: The Future of Us
Aus dem Amerikanischen von Knut Krüger
HC mit SU, 400 Seiten
€ 17,99 [D] | € 18,50 [A] | CHF 25,90
ISBN: 978-3-570-16151-7
Leseprobe

Genre: Jugendbelletristik


Über das Buch:

Was wäre wenn …, ich dich heute küsse?

Im Mai 1996 bekommt die 16-jährige Emma ihren ersten Computer geschenkt. Mithilfe ihres besten Freunds Josh loggt sie sich ein und gelangt zufällig auf ihre eigene Facebook-Seite – 15 Jahre später. Geschockt stellt sie fest, dass sie mit 31 Jahren arbeitslos und unglücklich verheiratet sein wird. Josh hingegen, bislang alles andere als ein Frauenheld (der erst kürzlich von Emma einen Korb bekommen hat), wird das hübscheste Mädchen der ganzen Schule heiraten und zudem seinen Traumjob ergattern. Emma ist jedoch nicht gewillt, sehenden Auges in ihr Unglück zu laufen. Um das Zusammentreffen mit dem Jungen zu verhindern, der sie später mal unglücklich machen wird, beginnt sie, bewusste Änderungen in der Gegenwart herbeizuführen. Doch der Versuch, in ihr Schicksal einzugreifen und dadurch ihr künftiges Facebook-Profil zu verändern, setzt eine fatale Kettenreaktion in Gang …


Rezension:

Emma und Josh sind seit Ewigkeiten die besten Freunde. Als direkte Nachbarn hängen sie ständig miteinander rum, fahren gemeinsam zur Schule und schicken sich nachts heimlich Morsezeichen via Taschenlampen. Doch seit Josh versucht hat, Emma zu küssen, ist irgendwie ein Knacks in ihrer Freundschaft, der Umgang miteinander nicht mehr so unkompliziert wie vorher, über allem schwebt dieser versuchte Kuss. Als Emma von ihrem Vater einen ausrangierten Computer geschenkt bekommt, stiftet Josh ihr eine gratis CD-Rom für einen Internetzugang. Als sie sich zum ersten Mal einloggt, landet sie auf einer Seite, die „facebook“ heißt – noch nie davon gehört klickt sie sich neugierig durch die verschiedenen Fenster und Bildchen. Mit Schrecken wird ihr klar, dass sie auf einem Profil gelandet ist, das sie selbst in fünfzehn Jahren zeigt, jedoch mit einer völlig anderen Zukunft, als sie sich wünscht und vorstellt. Als sie Josh davon erzählt, entdecken sie auch sein Zukunftsprofil, doch hier passiert das genaue Gegenteil: Josh hat scheinbar eine Traumzukunft vor sich und erreicht alles, was er sich erhofft. Emma ist unzufrieden und versucht daher, in kleinen Schritten ihre Zukunft zu verändern. Doch mit diesen Eingriffen bringt sie nicht nur ihr eigenes Profil ins Wanken, sondern verändert auch die Lebensläufe von anderen Personen. Und je mehr sie in ihrer Zukunft herumpfuscht, desto klarer wird ihr, dass sie nicht an dieser, sondern am Jetzt arbeiten muss, wenn sie im weiteren Leben glücklich werden möchte. Kann sie die Notbremse noch ziehen und alles gerade biegen?

Das Autoren-Duo Carolyn Mackler und Jay Asher hat jeder für sich schon sehr gute Erfolge im Bereich der Jugendliteratur verzeichnen können – logisch, dass da ein gemeinsames Projekt nur ein voller Erfolg werden kann. Oder? Grundsätzlich ist das wohl nicht von der Hand zu weisen, denn die Idee, die hinter Wir beide, irgendwann steckt, ist eine wirklich gute, innovative und wichtige Idee. Mackler und Asher greifen ein wichtiges Thema der heutigen Zeit auf, das nicht nur Jugendliche betrifft. Das Internet, insbesondere das Social Network hat großes Suchtpotential und wird auch für Erwachsene zu einer Gefahr, die quasi schon hinter dem nächsten Klick lauert. Dass die Zeit, die man online verbringt, auch starke Auswirkungen auf das sogenannte Reallife hat, stellen die Autoren in ihrer Zusammenarbeit sehr gut dar. Auch wie schnell das Onlinegehen zu einem Zwang werden kann, werden vor allem durch Emmas Handlungen und Gedanken gezeigt. Als Leser kann man so manchen Gedankengang nachvollziehen und wenn man die Geschichte auf die heutige Zeit ummünzt, wünscht man sich fast zurück in die Jahre, in denen es internetfähige Computer und Handys noch nicht gab. An einigen Stellen möchte man Emma am liebsten schütteln oder sie von ihrem neuen Spielzeug wegreißen und ihr zeigen, dass da draußen, direkt vor ihrem Fenster, das Leben liegt und alles, was sie zum Glücklichsein braucht. Und Josh möchte man manchmal gerne in den Allerwertesten treten, damit er sich ein Herz fasst und um das kämpft, was ihm wichtig ist, statt sich um das zu scheren, was „facebook“ ihm für seine Zukunft vordiktiert.

Wir beide, irgendwann ist an manchen Stellen also tatsächlich vereinnahmend und mitreißend, doch in der Summe der Seiten gerechnet verlaufen sich diese wenigen Szenen leider sehr schnell, auch wenn sie den Lesefluss zwischendurch sehr gut aufzuwerten wissen. Trotzdem bleibt die Geschichte insgesamt doch sehr seicht und auch vorhersehbar – im Grunde ist von Anfang an klar, worauf alles hinausläuft, und nur wenige Momente können den Leser wirklich überraschen. Doch die Vermutung liegt nahe, dass das auch gar nicht unbedingt Ziel des Autoren-Duos ist – der Unterhaltungswert bildet hier eine gute Verbindung mit dem offensichtlichen Fingerzeig auf das aktuelle Thema, sodass man gerne auf eine tiefgründige Geschichte verzichtet. Hätte wahrscheinlich auch nicht so richtig zusammengepasst.

In diesem Sinne haben Asher und Mackler also eigentlich alles richtig gemacht – und doch fehlt dieser gemeinsamen Arbeit, abgesehen von der Überlegung, sein Onlineleben ein wenig einzuschränken und sich wieder mehr nach draußen zu orientieren, etwas Nachhaltiges, das auch nach der letzten Seite im Kopf bleibt. So darf sich der Leser dieses Buches vor allem auf eine leichte Unterhaltungslektüre freuen, die nicht viel nach sich ziehen wird.


Fazit:

In Wir beide, irgendwann greifen Jay Asher und Carolyn Mackler ein wichtiges Thema der heutigen Zeit auf: Wie viel Einfluss hat das Social Network wirklich auf unser Leben? Mit einer unterhaltsamen, wenn auch bewusst übertriebenen Geschichte zeigt das Autorenduo sehr wirksam, wie leicht und schnell eine Abhängigkeit entstehen kann. Die Story selbst ist nicht besonders nachhaltig und recht vorhersehbar, die Charaktere in der Summe zwar sympathisch, aber auch sehr stereotypisch und blass, sodass das gesamte Konstrukt eher einen unterhaltsamen Zeitvertreib als anspruchsvolle Literatur darstellt. Ein nettes Jugendbuch für zwischendurch, das sein Potential allerdings nicht voll ausschöpft.


Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3/5


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