Wüstenblume (Waris Dirie)


Knaur, 1. Auflage April 2007
Co-Autorin: Cathleen Miller
Originaltitel: Desert Flower
Übersetzt von Bernhard Jendricke, Christa Prummer-Lehmair, Gerlinde Schermer-Rauwolf, Barbara Steckhan
Taschenbuch, 365 Seiten
EUR (D) 8,95 
ISBN: 978-3-426-77978-1

Genre: Biographie


Klappentext:

Vom Nomadenleben in der somalischen Wüste auf die teuersten Designer-Laufstege der Welt – ein Traum. Und ein Alptraum zugleich. Denn Waris Dirie wurde im Alter von fünf Jahren Opfer eines grausamen Rituals: Sie wurde beschnitten.
Mit 18 wird Waris Dirie als Model entdeckt. Sie posiert für Levi’s, Revlon und l’Oreal, läuft auf Modenschauen in Paris, Mailand und London. Lange kann sie mit niemandem darüber sprechen, was ihr in jungen Jahren geschehen war. In ihrem aufsehenerregenden Buch „Wüstenblume“ bricht sie erstmals ihr jahrelanges Schweigen und erzählt ihre Geschichte.


Rezension:

Viel zu wenig weiß man über fremdländische Kulturen und Bräuche, viel zu wenig versteht man die Sitten anderer Länder. Umso schockierender sind dann Tatsachenberichte, die Einblick gewähren und aufklären sollen, aber auf gänzliches Unverständnis stoßen, weil dort Prozeduren als normal angesehen werden, die in unseren Regionen unvorstellbar sind.

Wüstenblume ist ein solcher Tatsachenbericht, in dem erzählt wird, wie sehr afrikanische Mädchen in jungen Jahren verstümmelt werden – bis heute. Waris Dirie berichtet von ihren Erfahrungen als junges Mädchen und über ihre Flucht aus dem Leben als Nomadin und vor einer Zwangsehe, und lässt dabei kein einziges der schlimmen Details aus. Doch der Leser erfährt auch viel über ihre Entdeckung und den Weg zum Topmodel-Dasein sowie die Schwierigkeiten, die die Beschneidung in jungen Jahren im Laufe ihres (Sexual-)Lebens mit sich bringt.

Bemerkenswert ist dabei der Abstand, den die Autorin halten kann. In keinem Moment des Lesens erhält man den Eindruck, dass auf irgendwen mit dem Finger gezeigt und eine Schuldzuweisung betrieben wird, obwohl man dafür wahrscheinlich Verständnis aufbringen könnte.
Doch kann bei Ritualen fremder Kulturen die Frage nach Schuld überhaupt beantwortet werden? Und wo würde die Suche nach dem oder den Schuldigen beginnen? Bei der Regierung? Bei den Vorfahren, die das Ritual angeschafft haben? Oder beim Volk selbst, das an diesem festhält?
Die Beantwortung dieser und vieler weiterer Fragen bietet wahrscheinlich Stoff für unzählige weitere Bücher und sollte grundsätzlich zum Thema gemacht werden.

Waris Dirie schafft es ohne vorwurfsvolle Töne, über das Schicksal junger afrikanischer Mädchen zu berichten und in jedem einzelnen Leser das Bedürfnis zu wecken, selbst etwas für die Änderung dieser grausamen Rituale zu tun. Auch zeigt sie mit Wüstenblume, dass es Teile auf der Welt gibt, die noch immer unerforscht sind, obwohl zumindest die Namen bekannt sind.


Fazit:

Eine Botschaft an die Welt, die Augen zu öffnen und etwas gegen die Misshandlungen in anderen Kulturen zu tun. Und ein schönes Beispiel dafür, dass man es trotz schlimmer Kindheit zu Großem bringen kann.


Wertung:

Von einer Wertung wird abgesehen, da es sich um persönliche Lebenserfahrungen handelt.


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