Blogger-Workshop beim Arena-Verlag (18.10.2014)
Der Tag beim Arena-Verlag ging viel zu schnell vorbei und ich sitze schon wieder im Zug nach Hause. Erwartungsgemäß hat dieser auf Grund des erneuten Streiks der GdL zwar ein wenig Verspätung, aber immerhin fährt er – anders als der gebuchte IC heute Morgen, weswegen ich kostenfrei auf den nachfolgenden ICE umgebucht wurde, der dann trotzdem noch mal mit einer halbstündigen Verspätung losfuhr. Hamburg verabschiedete mich übrigens mit vielen grauen Nebelschwaden – eben genau so, wie ich es liebe …
Auf dem Weg nach Würzburg habe ich mir dann erstmal das Buch, um das es heute gehen sollte, zu Gemüte gezogen, denn schließlich sollte auch Salla Simukka selbst vor Ort sein, um mit uns über ihren Trilogie-Auftakt und allerlei andere Dinge zu plaudern. Anfangs fand ich etwas schwer rein, aber schlussendlich war ich doch gefesselt, was ich vor allem daran merkte, dass die rechte zu haltende Seite immer schmaler wurde (180 Seiten habe ich auf der Fahrt weggelesen) und ich beinahe vergessen hätte, in Würzburg auszusteigen, und sogar meinen Schutzumschlag habe liegen lassen :D
Dort wurde ich von strahlendem Sonnenschein empfangen und gönnte mir wegen der fortgeschrittenen Zeit ein Taxi, anstatt einen Spaziergang zu machen. So kam ich gerade noch pünktlich beim Blogger-Workshop an und konnte somit von Anfang an dabei sein. Was ich erstmal mit einer großen Tasse Kaffee begoss. Ich war neugierig und auch ein wenig aufgeregt, denn wie oft bekommt man schon die Gelegenheit, in einen Verlag eingeladen zu werden und auch mal hinter die Kulissen schauen zu können?
Tja, was lässt sich zum Tag sagen? Es war überaus spannend und interessant, aufregend und entspannt, kulinarisch und großartig. Ein vielseitiger Tag mit enorm vielen Eindrücken und Informationen, vor allem über das Verlagsleben, das Tagesgeschäft einer Lektorin und natürlich die Arbeit als Autorin. Ich hoffe, dass ich beim nächsten Mal wieder die Gelegenheit habe, bei einem solchen Workshop dabei zu sein, denn zu den ersten beiden Terminen hat es bei mir leider nicht geklappt und dieses Jahr habe ich die Gelegenheit trotz des engen Terminkalenders im Oktober einfach beim Schopf gepackt. Und das hat sich echt gelohnt!
Salla ist eine unglaublich sympathische Frau, 33 Jahre jung und sehr aufgeschlossen. Sie hat uns richtig viel über sich erzählt, nicht nur den üblichen Kram, den man wahrscheinlich überall im Netz findet, sondern auch einige persönliche Dinge. Da sie selbst ein wenig Deutsch spricht und noch mehr versteht, wurde der Tag ein recht bunter Mix aus Deutsch und Englisch – für mich die perfekte Gelegenheit, schon mal ein bisschen für Los Angeles (weniger als drei Monate noch btw.) zu üben.
Das war zum Teil auch etwas anstrengend, sodass die Pausen zwischendurch sehr willkommen waren, um die Kaffeetasse (ein wirklich hübsches Exemplar übrigens, das wir alle behalten durften) wieder zu füllen und die Lunge zu befriedigen. Auch für feste Verpflegung wurde gesorgt, neben Mandarinen und kleinen Keksen wurden wir mittags mit köstlicher Pizza und in der Nachmittagspause mit selbstgebackenem Kuchen versorgt. Ein echt tolles Rundum-Wohlfühl-Paket!
- Natürlich durften wir Salla mit unseren Fragen löchern, daher kommen hier nun einige Fakten:
Sie schreibt, seit sie 9 Jahre alt ist. Schon in diesem Alter wusste sie, dass sie Autorin werden möchte.
Ihre erste Veröffentlichung kam dann mit 21 Jahren, „So rot wie Blut“ ist aber das erste Buch, das in so viele Sprachen übersetzt wurde (aktueller Stand: 48 Lizenzverkäufe in andere Länder, fast alle haben das Original-Cover übernommen).
In ihrer Kindheit und Jugend hat sie die richtigen Bücher im falschen und die falschen Bücher im richtigen Alter gelesen.
Die Frage nach der Idee zur Lumikki-Trilogie gehört zu ihren Lieblingsfragen.
Inspiriert wurde sie zu dieser Trilogie tatsächlich in Deutschland, als sie in Frankfurt mal einen Buchladen besucht hat (macht sie generell gerne, wenn sie unterwegs ist). In Finnland gibt es keinen oder nur einen sehr kleinen Markt für Jugend-Krimis, da dieses Genre sehr schwer zu schreiben ist. Und so stand sie in FFM vor einem Bücherregal und hat plötzlich die fertige Trilogie vor ihrem inneren Auge gesehen, ohne dass sie überhaupt mit dem Schreiben begonnen hatte. So war die Idee geboren, die drei Titel hatte sie von Anfang an im Kopf und als sie jetzt zwei Jahre später tatsächlich den ersten Teil im Buchladen stehen sah, kam sie sich vor wie in einem Märchen oder einem Film.
Alle drei Teile haben einen eigenen Crime-Plot, lediglich die Hintergründe aus Lumikkis Vergangenheit ziehen sich wie ein roter Faden durch die Trilogie. Band 1 spielt in Tampere, wo Salla selbst auch lebt, im späten Winter (Februar/März), der immer sehr kalt ist. Band 2 wird im darauffolgenden Sommer in Prag spielen (erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2015). Band 3 hat dann wieder Tampere im Winter als Schauplatz, allerdings dann im Dezember. Laut Salla (und den ersten finnischen Kritiken) ist dieses Buch das dunkelste der Trilogie.
Der Bezug und die Parallelen zu Schneewittchen sind gewollt, es ist aber nicht ihr Lieblingsmärchen.
Neben ihrem Autorinnendasein ist Salla außerdem auch noch Journalistin, Buchkritikerin, Übersetzerin und Drehbuchautorin für eine finnische TV-Serie. Durch ihr eigenes Schreiben verändert sich natürlich auch die Sicht auf andere Bücher.
Sie hat Schwedisch und Französisch studiert, spricht aber insgesamt fünf verschiedene Sprachen (Finnisch, Schwedisch, Englisch, Deutsch, Französisch).
Die erste Version eines Buches ist für sie immer wie ein Skelett, das noch Fleisch, Haut, Blut und alles Weitere zum Überleben Notwendige noch benötigt.
Aber nicht nur Salla hat viel über sich erzählt, später am Tag gesellte sich noch ihre Arena-Lektorin zu uns in die Runde und plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen. Besonders spannend war dabei der Weg eines ausländischen Buches in einen deutschen Verlag, denn so kurz nach der Frankfurter Buchmesse ist dieses Thema natürlich brandaktuell.
Der klassische Weg sieht folgendermaßen aus:
Das deutsche Lektorat zeigt Interesse an einem Buch.
Ein Gutachter bekommt das Originalskript oder einen Teil davon.
Auf Grundlage des Gutachtens (drei bis fünf Seiten, fast wie eine sehr ausführliche Rezension) gibt der deutsche Verlag ein Gebot beim ausländischen Verlag oder der Agentur des Autors ab.
Das Besondere bei einer solchen Auktion ist, dass nicht zwingend der Höchstbietende den Zuschlag erhält, sondern auch das Gesamtprogramm des bietenden Verlags angeschaut wird. Manchmal wird auch der Autor in die Entscheidung einbezogen.
Wenn der Zuschlag erteilt ist, geht das gesamte Skript an einen Übersetzer.
Nach der Übersetzung kommt die Textredaktion des Verlages an die Reihe, wo die Übereinstimmung von Original und Übersetzung kontrolliert wird, der Feinschliff passiert und natürlich auch Korrektorat und Lektorat durchgeführt werden.
Wenn schließlich alles stimmig ist, erfolgt aus dem Lektorat die Druckfreigabe.
Zum Abschluss kamen wir dann tatsächlich noch in den Genuss, eine kurze Stelle auf Finnisch hören zu dürfen. Dass wir unsere Bücher sowie auch Poster und Postkarten signieren lassen konnten, brauche ich wahrscheinlich nicht extra zu erwähnen. Salla nahm sich für jeden Einzelnen ausreichend Zeit, viele Fotos wurden geknipst (ja, es gibt auch ein Gruppenfoto ;)) und sie trug die ganze Zeit ein zauberhaftes Lächeln. Die Feedbackrunde war dann dementsprechend durchweg positiv und ich glaube, ich spreche für alle Teilnehmer, wenn ich sage, dass der Tag gerne noch ein paar mehr Stunden hätte haben dürfen. Denn obwohl ich jetzt doch langsam merke, wie anstrengend meine letzten Wochen waren, bin ich sehr froh, dass ich mich für die Teilnahme an diesem Workshop entschieden habe und mich auch der blöde GdL-Streik nicht davon abbringen konnte.
Ein ganz herzliches Dankeschön auf diesem Weg noch mal an den Verlag und seine drei Vertreterinnen, die uns Teilnehmern diese Möglichkeit gegeben haben. Auch den anderen Teilnehmerinnen möchte ich für den Tag danken und ich bin sicher, dass man sich wieder über den Weg lesen oder vielleicht auch bei einem kommenden Event laufen wird. Am allermeisten aber muss wohl Salla Simukka gedankt werden, die als letzten Termin auf ihrer Deutschland-Lesereise diesen Workshop noch aufgenommen hat und wahrscheinlich nicht nur mich mit ihrer liebreizenden Art fasziniert hat.
Es war ein wirklich aufregender Tag und ich lehne mich jetzt ganz entspannt in meinem Zugsessel zurück und lese die noch verbleibenden knapp 100 Seiten, damit ich euch auch sehr bald die Rezension liefern kann ;)
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Die Schattenkämpferin liest “So rot wie Blut”
eine Kommentar
Hallöchen ;-)
Ach, es war einfach ein tolles Erlebnis und auch ich möchte an dieser Stelle liebe Grüße an alle Beteiligten senden – ein spannender Nachmittag mit einem sehr sympathischen Stargast, vielen Infos und netten Gesprächen, sowas sollte es echt öfter geben ;-)
Ich grüße auch also alle auf diesem Wege auch ganz herzlich und hoffe, man trifft sich bald mal wieder!
Liebste Grüße
KleinerVampir ♥