Das war 2020 – (M)ein persönlicher Jahresrückblick
Liebes 2020, vor 367 Tagen waren wir alle voller Hoffnung und Vorfreude auf Dich. Und jetzt, wo es an der Zeit ist, sich langsam zu verabschieden und uns auf das neue Jahr vorzubereiten, fragen wir uns wahrscheinlich alle: „Was zur Hölle war das denn bitte?!“ Die meisten schimpfen auf Dich, 2020, und ich kann es ihnen nicht einmal wirklich verdenken, denn Du warst eine Herausforderung auf so vielen Ebenen. Doch ich denke, Du warst auch eine Chance, und ich möchte den heutigen letzten Abend nutzen, zumindest einen kurzen Blick zurückzuwerfen auf ein verdammt seltsames, aber nicht unbedingt schreckliches Jahr – auch wenn viele das anders sehen.
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Im Januar sind wir alle noch davon ausgegangen, dass es ein ganz normales Jahr mit den ganz normalen Herausforderungen werden würde. Wer hätte geahnt, dass es so anders kommen würde? Ich jedenfalls nicht, und ich bin hochmotiviert in das neue Jahr gestartet – mit jeder Menge Vorhaben und Projekte. Hundeschule, Bullet Journal, Leseliste und viele Ideen für die Schattenwege standen für das neue Jahr auf dem Plan. Und ich legte einen recht guten Start hin, in allen Bereichen lief es definitiv besser als im Vorjahr.
Der Februar brachte dann schon die ersten, schlimmeren Auswirkungen des Corona-Virus mit sich. Für uns in Deutschland machte sich all das noch nicht wirklich bemerkbar, und ich konnte nach einigen Monaten freiwilliger Pause noch ein paar nette Karaoke-Abende verbringen. Einer davon artete überraschend großartig aus, und auch wenn seitdem ein Mensch, den ich eigentlich als Freund bezeichnet hatte, nicht mehr mit mir spricht, würde ich diesen Abend und die darauf folgende Nacht um nichts in der Welt missen wollen. Abgesehen davon hielt das kreative Hoch auch im zweiten Monat des Jahres weiter vor und ich habe richtig viel geschrieben.
Im März spürten wir dann die ersten harten Einschränkungen der Pandemie. Die Leipziger Buchmesse wurde äußerst kurzfristig abgesagt, aber ich nahm meinen geplanten Urlaub trotzdem und verbrachte ein paar entspannte und trotzdem lesereiche Tage in Hamburg. Außerdem eröffnete sich im März eine neue berufliche Möglichkeit, denn zu dem Zeitpunkt wusste ich schon, dass mein Arbeitsvertrag kein weiteres Mal verlängert werden würde, und ich war einmal mehr erstaunt, wie sich schließende Türen und sich öffnende Fenster manchmal Hand in Hand gehen. Und Chase und ich konnten im März immerhin schon mal mit der Hundeschule starten, die wir zwischendurch pausieren mussten.
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Der April wurde dann durch die Kontaktbeschränkungen unter anderem Ostern in der Heimat gecancelt und ich verbrachte stattdessen – wie auch schon im März – viel Zeit bei der Wahlfamilie, die in diesem Jahr ein besonders wichtiger Bestandteil für meinen Alltag wurde und mich sicherlich so manches Mal vor einem psychischen Meltdown bewahrt hat. So verbrachte ich auch meinen Geburtstag bei bestem Wetter im Garten und habe eigentlich einen perfekten Tag gehabt – wenn man mal davon absieht, dass ich ohnehin schon länger darüber nachdenke, meinen Geburtstag mal komplett von der Außenwelt abgeschottet zu verbringen, und Corona mich so gesehen nur unterstützt hat, auch wenn das Häuschen am Meer vergessen wurde ;)
Den Mai begann ich dann völlig frei, um nicht zu sagen arbeitslos, und das brachte enorm viel Zeit mit sich – was man besonders hier auf den Schattenwegen gemerkt hat. Es war, als hätten die nicht mehr vorhandenen „Fesseln des Berufslebens“ auch meine Schreibader wieder entlassen, denn ich habe nicht nur viel gelesen, sondern konnte auch endlich mal ein paar mehr Punkte von meiner Rezi-Schreib-Liste erledigen. Bestimmt hatte auch der neue Laptop damit zu tun, den ich nach einem halben Jahr dann doch endlich aus dem Karton befreit und in Betrieb genommen hatte. Und Chases vierter Geburtstag gehörte natürlich auch zu den Highlight im fünften Monat des Jahres, ebenso das Fortsetzen des Hundetrainings.
Im Juni haben sich die Ereignisse dann zeitweilig fast überschlagen – BlackLivesMatter stellte die Corona-Pandemie zumindest kurzzeitig in den Schatten und für mich war dies der Startschuss für jede Menge Selbstreflexion und Selfeducation. Außerdem unterschrieb ich meinen neuen Arbeitsvertrag, feierte mit Ramona ein kleines Blogger-WG-Revival und nutzte die letzten freien Tage, um mich meiner Wahlschwester und unseren Hunden einen Ausflug ans Meer zu machen. Chase verlor also im Juni seine Meerjungfräulichkeit und ich holte mir einen sehr fiesen Sonnenbrand, aber wir waren beide unfassbar glücklich und sehr ausgeglichen.
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Die Rückkehr ins Berufsleben im Juli forderte mich dann ziemlich heraus, denn obwohl ich mit Freude den neuen Job antrat und von einem tollen Team empfangen wurde, war es etwas schwierig für mich, wieder zurück in den Arbeitsalltag zu finden. Seltsamerweise stürzte ich aus nicht gänzlich unbekannten Gründen in eine leichte depressive Phase, durch die ich sogar das Schattenwege-Jubiläum vergessen hatte. Ausgleich fand ich jedoch weiterhin bei und mit der Wahlfamilie und gemeinsamen Ausflügen, unter anderem in einen Schmetterlingspark. Und ich habe, zumindest für eine kurze Weile, die Vorteile von Hörbüchern entdeckt.
Der August hat dann zumindest Freunde von Hitzewellen enorm glücklich gemacht, ich dagegen war froh, wenn ich einfach im Schatten des Apfelbaumes sitzen und den Kindern der Wahlfamilie beim Spielen zuschauen konnte, mit einem Eiskaffee in der Hand und vielleicht einem Buch auf dem Schoß, das ich dann sowieso nicht gelesen habe. Oder auch bei den Einsätzen der Fahrradgarderobe irgendwo einen Hauch von Schatten fand. Abgesehen davon besuchte ich im August die Heimat und bin rückblickend sehr froh, das getan zu haben, und es gab auch eine etwas größere Versammlung eines eingeschworenen Kreises der Wahlfamilie, die mich nachhaltig beeindruckt und beschäftigt hat. Manchmal reicht ein ausgedehnter Nachmittag aus, um zu erfahren, was ehrliche Wertschätzung und aufrichtiges Interesse sind.
Im September stapelten sich viele Termine, und doch habe ich es irgendwie geschafft, nicht komplett durchzudrehen. Vielleicht auch, weil mein Körper mich einfach mal für eine komplette Woche aus dem Geschehen gezogen und mir eine Zwangspause auferlegt hat. Mein Arbeitsvertrag wurde trotzdem noch einmal verlängert. Ich konnte im September aber auch neue Hobbys erkunden und habe mir neben künstlerischer Gestaltung endlich eine Kompaktkamera zugelegt, die mich bereits mit den ersten Probeaufnahmen in Begeisterung gestürzt hat. Und ich habe in diesem Monat gelernt, dass es okay ist, um Hilfe zu bitten – und sie dann auch anzunehmen, wenn sie kommt.
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Auch der Oktober musste in diesem Jahr ohne Offline-Buchmesse auskommen, obwohl die Veranstalter lange daran festgehalten haben, sie stattfinden zu lassen. Viele Verlage hatten aber schon frühzeitig abgesagt und sich auf Online-Alternativen vorbereitet. Ein großer Vorteil, weil das Anreisen wegfällt, man sich keine Gedanken ums Gepäck machen muss, eine Menge Geld spart und außerdem keine Woche auf die Fellnasen verzichten muss. War auch gut so, denn die Infektionszahlen stiegen wieder rasant, was sich auch auf mein Berufsleben ausgewirkt hat, da auch ich nach einigen Diskussionen ebenfalls ins Homeoffice gehen durfte. Und besonders gefreut hat mich, dass ich zum Monatsende als Merchgirl noch einem Konzert beiwohnen konnte, wonach mir ein ganz klein wenig die Halsschlagader angeschwollen ist – aber ich habe mir auch gleich in dieser Nacht noch Luft gemacht.
Im November konnten mir regelmäßige Online-Treffen mit einer kleinen HalloWertvoll-Gruppe viel Freude bereiten, außerdem feierten Chase und ich bereits viertes Jubiläum, ich legte mit den Wahlkindern einen Lesenachmittag ein und verbrachte auch ein wenig Zeit mit Freundinnenbesuch bei mir zu Hause – natürlich alles immer unter den vorgegebenen Auflagen, aber deshalb nicht mit weniger Spaß und Muskelkater vom Lachen. Aber das Wichtigste im November war wohl die Abwahl vom Trumpel als POTUS, auch wenn er bis heute versucht, das Wahlergebnis anzufechten. Irgendwann im November (wann genau, weiß ich schon gar nicht mehr) habe ich mein Büro das letzte Mal von innen gesehen und Ende des Monats standen dann außerdem auch die Pläne für Weihnachten fest.
Tja, und der Dezember warf dann wieder alles irgendwie zurück auf fast Anfang der Pandemie. Meine bereits alternativen Weihnachtspläne dank Quarantäne ebenfalls umgeworfen, ich verbrachte also die Feiertage bis auf kurze Gartenausflüge größtenteils auf der Couch und habe meine DVD-Sammlung abgestaubt. Das war mal anders, aber nicht unbedingt unangenehm, sondern sehr entspannt. Aber ich beende das Jahr mit zwei negativen Testergebnissen von Menschen, die mir wichtig sind, und werde den Silvesterabend mit der Wahlfamilie verbringen.
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Was ich aus 2020 mitnehme, sind einige Erkenntnisse über mich selbst und über meine Mitmenschen. Auch wenn es für viele ein hartes Jahr war, war nicht alles schlecht, und ich finde, wir sollten die positiven Dinge hervorheben und aus den schwierigen Momenten Kraft ziehen – schließlich haben wir die Möglichkeit, einiges zu verändern. Das hat auch 2020 gezeigt, und daran möchte ich festhalten.
Was wird uns wohl im neuen Jahr erwarten? Welchen Herausforderungen werden wir uns stellen müssen? Welche Steine werden auf unserem Weg liegen? Und werden wir sie wegstemmen oder machen wir einfach einen kleinen Umweg?
Egal, was auf uns zukommt, ich bin sicher, dass wir jede Situation meistern werden.
Ich bin zuversichtlich und voller Hoffnung für 2021.
Denn wir sind Kämpfer:innen und lassen uns nicht einfach so unterkriegen.
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Monatsrückblick 12/2020 – Ein letzter Blick auf ein chaotisches Jahr. Weiter mit:
Gänseblümchen der Woche #52/2020