denmanciao – oder: Nächster Halt „Los Angeles“

14. August 2014.
Ein schwarzer Tag für Hamburg.
Seit 09:00 Uhr versammelt sich eine immer größer werdende Gruppe von Menschen am Hamburger Flughafen. Sie alle tragen ein Lächeln im Gesicht, das allerdings nur selten auch die Augen erreicht und viel zu oft wehmütige und traurige Züge bekommt.

Und sie alle sind nur aus einem Grund hier: Um eine der besten, liebenswürdigsten und im Gedächtnis bleibendsten Hamburger Straßenbands zu verabschieden. Die den Sprung über das große Wasser wagen, um auf der Sonnenseite des Lebens einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen – und die größte, erfolgreichste Band der Welt zu werden. Sie wandern aus nach Amerika, um genauer zu sein nach Los Angeles, in die Stadt der Engel, wo bereits Management und Producing auf sie warten.

Seit 09:00 Uhr rinnt die Zeit viel zu schnell durch die Finger. Viele Umarmungen werden verteilt, man hält sich gegenseitig fest und von den ersten Tränen ab, es gibt noch ein wenig Ärger wegen den nicht als Handgepäck tauglichen Gitarrenkoffern, alles artet in etwas Stress aus. Irgendwann ist es geschafft, der CheckIn erledigt.

Und dann ist es plötzlich schon so weit – die fünf Jungs machen sich auf den Weg zum Sicherheitsbereich, in den die Gruppe von Familie und Freunden nicht folgen kann. Der große Abschied beginnt, alle werden noch mal fest umarmt und noch mal und noch mal, Tränen können jetzt nicht mehr zurückgehalten werden, letzte liebe, tröstende, aufbauende Worte werden ausgetauscht, Besuchspläne und -termine werden laut.

Schließlich lässt es sich nicht mehr herauszögern. Die fünf Personen, die in den letzten Wochen, Monaten oder gar Jahren so wichtig für die Stadt und die Menschen geworden sind, müssen durch die Sicherheitsschleuse und an Bord der Maschine gehen, die sie erst nach Frankfurt, dann nach Minneapolis und schließlich nach L.A. bringen wird. Diejenigen, die zurückbleiben (müssen), stehen in Reih und Glied vor der großen Front aus Glas, um letzte Blicke zu erhaschen, ein letztes Lächeln einzufangen, ein letztes Mal „Guten Flug und viel Erfolg!“ zu rufen, sich mit einem letzten Winken zu verabschieden und schließlich im Chor ein lautes „Wir lieben euch!“ mit auf den Weg zu geben.

dmt-airport

Ein Abschied, wie er im Buche steht. Tränenreich und mit leichten Verzweiflungszügen, obwohl man weiß, dass sie nicht aus der Welt sind und eine große Chance auf der anderen Seite des Ozeans auf sie wartet. Eine Chance, die wir alle ihnen von Herzen gönnen. Trotzdem tut der Abschied weh, und auf einmal ist Hamburg ein kleines bisschen kälter, ein kleines bisschen leerer und ein kleines bisschen stiller. Und es regnet seitdem immer wieder. Fragt euch mal, warum – es scheint, als hätten die fünf nicht nur Teile unserer Herzen mitgenommen, sondern auch das wunderbare Sommerwetter der letzten Wochen.

Mein Plakat, an dem ich zwei Abende gesessen habe, konnten sie leider nicht mitnehmen, aber das macht nichts. Es kommt einfach in mein Reisegepäck, wenn ich Ende Dezember, Anfang Januar rüberfliege und die Jungs besuche. Dieser Plan steht schon, seit ich das erste Mal gehört habe, dass sie auswandern werden, und jetzt muss er tatsächlich endlich konkrete Züge annehmen. Über die einzelnen Schritte meiner Reiseplanung werde ich euch natürlich auf dem Laufenden halten, denn für mich ist es nicht einfach irgendein Urlaub, sondern tatsächlich meine erste richtige Reise und dann gleich mit einem mindestens 12-stündigen Flug.

Um beim Verabschieden dabei sein zu können, habe ich extra einen halben Tag Urlaub genommen. Danach ins Büro zu fahren, war nicht die beste Sache, weil es mir natürlich nicht besonders gut ging. Ja, ich bin traurig, dass die Jungs weg sind. Gerade wenn man an den Orten vorbei kommt, an denen sie gespielt haben oder wo man gemeinsam gefeiert hat, wird das Herz ein bisschen schwer. Aber ich freue mich auch mit ihnen und für sie und glaube, dass sie ihren Weg gehen werden. Und irgendwann kommen sie zurück, denn sie werden nicht vergessen, wo sie herkommen und eigentlich auch hingehören.

Und nun werden die Tage gezählt und online ihre weiteren Schritte verfolgt. Ganz weg werden sie niemals sein, denn sie gehören genauso zu Hamburg, wie Hamburg zu ihnen gehört.


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