Film(p)review: „Das Kind“
Ich komme gerade aus der exklusiven FilmPreview von „Das Kind“, basierend auf dem dritten Roman des Berliner Bestsellerautors Sebastian Fitzek. In fünfzehn deutschen Städten, darunter natürlich auch das wunderschöne Hamburg, kam bereits heute, knapp anderthalb Monate vor dem offiziellen Kinostart, eine begrenzte Anzahl von Fans in den Genuss der Verfilmung durch Zsolt Bács.
Weil ich noch immer recht euphorisch bin und mir ein paar Urlaubstage die Freiheit erlauben, länger als sonst wach zu bleiben, habe ich mich entschlossen, den Film dieses Mal nicht erst „sacken“ zu lassen, sondern mich sofort an die Kritik zu setzen. Begonnen hat alles im Mai letzten Jahres, die ganze Vorgeschichte mit den dazugehörigen Links findet ihr hier.
Ich muss zugeben, dass mich der Roman seinerzeit nicht hundertprozentig überzeugen konnte. Wenn ich genauer darüber nachdenke, muss ich sogar sagen, dass „Das Kind“ den schwächsten seiner brillianten Berlin-Thriller darstellt. Daher zweifelte ich bei der Bekanntgabe, dass ausgerechnet dieses Buch verfilmt werden sollte, doch ein wenig daran, ob das gut werden würde. Zwischenzeitlich verlor ich den Entstehungsprozess aus den Augen, erst durch Facebook (Segen und Fluch zugleich, oder?) wurde ich irgendwann wieder konkret darauf aufmerksam. Filmplakat und Trailer folgten recht schnell und mit jeder kleinen Info wuchs die Neugier dann doch Stück für Stück. Als die offizielle Facebook-Filmseite dann bekannt gab, dass es an die eine oder andere Bedingung geknüpfte Filmpreviews geben würde, ging wahrscheinlich ein Kreischen quer durch Deutschland – auch hier in Hamburg musste ich sofort allen Bescheid geben, damit die schönste Stadt der Welt ebenfalls Teil dieser Preview sein würde.
Und es hat geklappt. Heute sollte es endlich soweit sein und nachdem es scheinbar in einigen anderen Städten Probleme bezüglich der Reservierungsgutscheine gab, lief in Hamburg alles glatt – zumindest habe ich bisher keinerlei Klagen gehört und zumindest meine Kinobegleitung und ich wurden vorbildlichst behandelt. Also in die Kinosessel des Passage Kino Hamburg gekuschelt und mit Spannung auf den Filmbeginn gewartet. Für den ersten Lacher (und den ersten Applaus) sorgte dann auch direkt schon die Anmoderatorin vor Ort: Sie hatte einige Probleme mit dem Aussprechen des Autorennamens, nahm das Ganze jedoch mit Humor und ganz gelassen. Nach ein paar Worten gingen endlich die Lichter aus …
Wie gesagt, ich war skeptisch. Doch schon während des Films wusste ich, dass Zsolt Básc wieder einmal sein Können unter Beweis gestellt hatte. Auch wenn das Buch natürlich stark beschnitten wurde und die Besetzung an mancher Stelle vielleicht nicht hundertprozentig passte, war dem Film im Großen und Ganzen anzumerken, mit wie viel Liebe zum Detail an die Dreharbeiten gegangen wurde. Zuschauer, die das Buch kennen, warteten mitunter umsonst auf Szenen, die im Roman als wichtige Atmosphärenschaffer angesehen wurden, doch im Film selbst wird die düstere Atmosphäre vor allem durch ineinander überfließende Bilder und großartig passende Hintergrundmusik erzeugt. Insgesamt ist der Film unheimlich düster gehalten, weshalb die fast fröhlich-grelle Helligkeit zum Ende hin ein wenig unpassend wirkt, aber darüber kann man im Rückblick, wie auch über den einen oder anderen Filmfehler (wie Autokennzeichen), wohlwollend hinwegblicken.
Castingetechnisch brillieren vor allem Ben Becker, dem die Rolle des Borchert wie auf den Leib geschneidert zu sein scheint, und Christian Traeumer, der die Rolle des Simon unglaublich intensiv rüberbringt. Mit kleinen Abstrichen können auch die anderen Charaktere überzeugen, lediglich einige Dialoge hätten gerne nochmals überarbeitet werden dürfen (kein erwachsener und gestandener Mann sagt dreimal hintereinander „oh Baby“, das war echt peinlich, selbst mir als Frau). Dieter Hallervorden ist als krasser Pädophiler etwas gewöhnungsbedürftig, kann in seiner Rolle aber auch erstaunlich glänzen. Durch die bunte Mischung aus deutschen und amerikanischen Schauspielern rutscht das Flair der „Das Kind“-Verfilmung jedoch insgesamt sehr ins Amerikanische ab, vor allem in Sachen Synchronisation hätte an mancher Stelle bessere Arbeit geleistet werden können. Auch der Ton war zeitweilig nicht perfekt, wobei nicht klar ist, ob das vielleicht auch am Kino gelegen haben könnte.
Als Fazit bleibt wohl nur zu sagen, dass der Film für jeden Fitzek-Fan ein absolutes Muss ist und der Autor sich gerne jederzeit wieder an ein Drehbuch setzen darf. Trotz des geringen Budgets ist hier ein sehenswerter Film entstanden, der zumindest mich positiv überrascht hat und in meinen Augen auf jeden Fall mit der Romanvorlage mithalten kann. Und wer etwas geduldig sein kann und sich seinerzeit angemeldet hat, wird sich im sage und schreibe siebzehn Minuten langen Abspann namentlich erwähnt wiederfinden – als einer der „10.042 großartigen Fans, die von der ersten Stunde an unterstützt haben“ – so wie meine Wenigkeit.
Ein rundum gelungener Kinoabend und eine Preview, die sich definitiv gelohnt hat. Jetzt freue ich mich auf den 18. Oktober, denn das wird der offizielle Kinostart sein und ich bin sicherlich noch einmal in einem Hamburger Kinosaal zu finden.
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Scheiden tut weh …
eine Kommentar
Ich habe für den Sonntag eine Kinokarte und nach Deiner Reiz freue ich mich noch mehr darauf, den Film zu sehen!
LG Gabi