Freundschaft und Selbstlosigkeit
Guten Morgen zusammen,
diesen Eintrag habe ich euch eigentlich schon für letzte Woche versprochen, aber wie das so ist, kam mal wieder einiges dazwischen – ja, darunter auch akute Unlust zum Schreiben und Genauer-Drüber-Nachdenken.
Wie schon so oft, wurden die Gedanken auch dieses Mal wieder durch einen Stream vom SirAriell ausgelöst – Thema der letzten Sendung war „friendship“, und Ariell hatte wie immer die passenden Worte. Erstaunlich, wie er das macht, und ich sehe sein Gesicht ganz genau vor mir, wenn er das hier liest, deshalb noch mal in klaren Worten: Ja, verdammt, du BIST gut! *lach* Wenn nicht tatsächlich der Beste, aber ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen ;)
Für mich kam vor allem nach der Sendung noch einiges mehr zu dem, was Ariell sowieso schon genannt hat. Wichtigster bzw. am meisten hängen gebliebener Punkt war die Frage: Wie viel Selbstlosigkeit ist in einer Freundschaft gesund? Oder andersrum gefragt: Wie viel Egoismus ist in einer Freundschaft gesund?
Natürlich gibt es ein aktuelles Beispiel in meinem Bekanntenkreis, das mich zu dieser Fragestellung bringt. Ganz grob zusammen gefasst:
Zwei Freundinnen, ein Mann. Beide finden ihn gut und könnten sich mehr vorstellen. Beide wissen, dass die jeweils andere auch Interesse an ihm hat oder hätte. Nun sagt die eine aber zur anderen, dass sie ihn „haben“ kann, obwohl sie ganz genau weiß, dass sie damit unglücklich sein wird.
Sie und ihn dann zusammen zu sehen, zu erleben, lässt sie jedes Mal aufs Neue zusammenbrechen, innerlich – äußerlich lässt sie sich nichts anmerken, sie lächelt und frisst alles in sich rein. Denn im Grunde gönnt sie ihrer Freundin ja auch ihr Glück – aber auch auf Kosten ihres eigenen Glückes? Hat sie vielleicht ihr eigenes Glück aufgegeben, damit ihre Freundin glücklich sein kann? Und wenn ja, um welchen Preis?
Schwierige Situation und ganz sicher keine leichte Entscheidung. Vielleicht spielt sie sogar mit dem Gedanken, doch noch mal aufs Ganze zu gehen und ihr Glück einfach herauszufordern, es zu versuchen. Und auch hier wieder die Frage: Lohnt sich der Einsatz? Wäre sie mit dem Wissen, ihre Freundin unglücklich gemacht zu haben, und zwar vollkommen bewusst und teils ja auch beabsichtigt, überhaupt wirklich glücklich? Kann sie ihr Glück in einer solchen Position denn richtig genießen? Und wäre ihr Glück denn eigentlich „richtig“?
Zurück zur Ausgangssituation.
Zwei befreundete Frauen, ein gemeinsames „Objekt der Begierde“. Ist es richtig, einer Freundin den Vortritt zu lassen, wenn man selbst Interesse an diesem Mann hat? Wovon kann man diese Richtigkeit abhängig machen? Wo fängt die Selbstlosigkeit an, wo hört sie auf? Und sollte man der Freundin ehrlich sagen, dass das Interesse größer ist, als man zuerst annahm? Welche Folgen zöge das nach sich?
Ich habe keine Antwort gefunden. Seltsamerweise scheine ich mir öfter Fragen zu suchen, auf die es nur schwer eine Antwort zu finden gibt. Dabei fällt mir ein, dass ich lange keine neuen Beiträge zu meiner Umfrage „Was ist Glück?“ bekommen habe. Da ich weiß, dass ich einige neue Leser gewinnen konnte, schicke ich diese Frage gleich noch mal ins Rennen.
Und natürlich sind auch zur in diesem Posting thematisierten Fragestellung jede Menge Kommentare gern gesehen.
Meine Wenigkeit wird sich jetzt auf die Suche nach einem kalten Erdloch machen. Es ist nicht auszuhalten, und ich hab nicht mal einen Ventilator.
(PS für die, die auf das abschließende WM-Posting warten:
Ich arbeite dran. Denken geht grad nicht so gut, es ist einfach zu heiß ^^)
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Nena – In meinem Leben Weiter mit:
wieder im Halbfinale gescheitert …
3 Kommentare
Ach Mädel, Weltmeisterin im Verkomplizieren.
‚Zwei befreundete Frauen, ein gemeinsames „Objekt der Begierde“.‘ Pass auf, ich formuliere dir das nochmal anders: Zwei Wettbewerberinnen, ein Ziel. Klar? Kompetition! Fairer Wettkampf unter Freundinnen. Setzt voraus dass man die Größe haben muss sich ehrlich geschlagen geben zu können. Und das „Ziel“ hat ja auch noch Entscheidungsrechte ;)
Oder seh ich das hier jetzt zu einfach? Gibts hier tanzende Bananen?
War ja klar, dass du wieder straight deine Meinung äußerst *lacht* Ich hab gehofft, dich hier wieder zu finden. Deine Kommentare sind einfach einzigartig. Muss am Verfasser liegen ;)
Und nein, tanzende Bananen gibt’s hier nicht. Wir sind ja schließlich nicht im Kindergarten, nech. Jetzt werden wir alle wieder ernst.
@Günther,
das war aber jetzt sehr männlich formuliert. Sieht man am Wettkampfcharakter Deines Ratschlages. Ich musste fast lachen. Nicht auslachen, sondern lachen. Ihr Männer seid einfach nur große Kinder.
@Schattenkämpferin,
sofern keine unglaublich großen Gefühle von „Liebe des Lebens“ vorhanden sind, würde ich mit meiner Freundin ausmachen, dass wir ihn beide fallen lassen und woanders unser Glück suchen oder uns von ihm finden lassen. Konkurrenz unter Frauen ist so unüblich, dass es immer einen Nachgeschmack von Verrat haben wird. Ich würde mich weder als „Gewinnerin“ noch als Verliererin wohl fühlen können neben meiner Freundin. Also am besten gleich lassen.