Gedankenflattern – Münchennachwehen, Part 1

München. Freude, Schmerz, Glück, Unwohlsein, Reisefieber, Fernweh, Aufregung, Niedergeschlagenheit, Arbeitswut und Erholungswunsch – bunt gemischte Gefühle haben mich nach München gebracht, durch München getragen, aus München geschickt.

Seit der Lesung am Mittwoch in der Buchhandlung Isarflimmern überschlägt sich mein inspiriertes Gehirn wieder einmal und stolpert über sich selbst. Seit der Lesung am Donnerstag in der Ludwig-Thoma-Schule denke ich wieder viel über Mut und Respekt nach, sich selbst und anderen gegenüber. Seit der Lesung am Freitag im Hugendubel Ingolstadt arbeitet mein Kopf an zahllosen neuen Texten, die sich aus so vielen Wortgruppen zusammen setzen.

Zu diesen und allem anderen wird es Berichte geben. Hoffentlich bald. Vielleicht irgendwann.

Jeder bisherige Versuch, die wirbelnden Gedanken zu Papier zu bringen, scheiterte bereits am Ergreifen eines Stiftes oder an der Zerbrechlichkeit von Papier. Gedankenstränge, die sich ineinander verirren. Gedankenfetzen, die aufeinander niederrieseln. Gedankenblasen, die aneinander stoßen.
Flüchtig verharrend, standhaft fliehend.
Abwartend im Sturm der Stille, die von ungesagten Worten schwer in der Luft liegt und das Atmen schwer macht. Unausgesprochenes, das niemals Ruhe geben wird.
Und doch fehlen die Worte, um davon zu erzählen.

Mittendrin ein Ruhepol, der aufzupeitschen versteht, mit jedem Wort, mit jeder Silbe, mit jedem Buchstaben, mit jedem Satzzeichen, mit jedem Verharren zwischen den Worten – the words he said. By just looking at me.

can-u-see-me
picture by me.
words by Lilly Lindner.

The words he said. By just looking at me.

Und wenn sie mich fragen, warum gerade du und nicht jede andere, dann würde ich ihnen keine Antwort geben, denn es gibt Fragen, die haben keinen Raum verdient. Und wenn sie sagen, die Tage mit dir seien verschwendete Wochen, und die Wochen mit dir verlorene Monate, und die Monate mit dir – sie seien nichts weiter, als ein belangloses Jahr, dann würde ich die Zeit beenden, in der Worte wie diese deinen Verstand durchbrechen.
Ich würde sie stehen lassen, mitten im Regen, in ihrem unnachgiebigen Erregen. Ich würde gehen, Hand in Hand mit dir, und ja, ich würde jeden verdammten Fehler noch einmal begehen, nur um hier zu sein – hier, an deiner Seite.

Und wenn sie zweifeln und zweifeln, an dir und an mir und an uns und an all dem, was wir sind und sein könnten, dann würde ich lächeln und lächeln und alles verstehen.
Ich würde ihre befremdlichen Augen durchschauen, ich würde die Angst in ihrem Dasein erkennen, ich würde mich nie wieder zwischen der Wand hinter meinem Gewissen verlieren, ich würde ihr entgegenblicken – der Wahrheit und dir.
Und ja: Ich würde lieben.
Dich und die Zeit.
Und die Courage.
In dir.

Und wenn sie dann immer noch behaupten, du seist nicht gut genug, nicht schön genug, nicht klug genug – dann würde ich aufstehen, für dich, und sagen: „Wenn ihr sie nicht sehen könnt, dann seht ihr auch mich nicht. Und wenn ihr mich nicht seht, was soll ich dann noch hier?“


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2 Kommentare
  1. Stella sagt:

    Auch ich hab sie gesehen.
    Und Dich; hab nur zu spät erkannt, dass Du Du bist.
    Und vergessen, dass ich ich bin.
    Ansonsten hätte ich Dich – sehr gerne – gegrüßt.

    Herzliche Grüße

    • Schattenkämpferin sagt:

      Meine liebe Stella,
      es wird sicher ein weiteres Mal geben, dass wir uns bei einer Lesung „sehen“ – vielleicht schaffen wir es dann, einander zu sehen und „Hallo“ zu sagen. Ich würde mich sehr freuen.

      Sei herzlich gegrüßt,
      Jess

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