Lesen als Hobby
Vor einigen Tagen oder vielmehr Nächten bin ich über einen Teilsatz gestolpert, der mich erst schlucken, dann schmunzeln und dann die Stirn runzeln ließ:
… Hobbys nahebringen, die NICHT viel kosten und NICHT süchtig machen. Nahe liegende Dinge wären Lesen …
(gefunden hier, ziemlich am Ende)
Natürlich habe ich da auch direkt meinen Senf druntergesetzt, denn für mich – hochgradig bibliophil (der Wiki-Artikel entspricht nicht ganz dem, was ich meine und bin, aber es zeigt auf jeden Fall, dass Lesen NICHT nicht viel kostet und NICHT nicht süchtig macht) – geht so eine Aussage gar nicht klar.
Wenn ich mich hier umgucke und darüber nachdenke, was ich an Geldwerten in Buchform rumliegen habe, wird mir ein wenig schwarz vor Augen. Deshalb denke ich da nicht drüber nach. Aber ich kann auch nicht aufhören, neue Bücher zu kaufen, auch wenn hier … keine Ahnung wie viele ungelesener vor sich hin dümpeln.
Für mich ist Bücherkaufen tatsächlich (wie) eine Sucht. Mit mir zum Shoppen zu wollen bedeutet, eine Straße oder ein Einkaufscenter zu finden, wo es keinen Buchladen gibt. Oder ein Geschäft, in dem das Sortiment keine Literatur beinhaltet. Ihr erkennt das Problem, hoffe ich.
Dank des Internets muss man aber heutzutage nicht mal das Haus verlassen, um Bücher zu kaufen. Online bestellt, bequem vom Postmann an der Tür entgegen genommen. Wozu da noch rausgehen und Zeit verschwenden, die man lesend im Bett oder auf der Couch verbringen kann? Obwohl nichts schöner ist, als sich stundenlang in einem Buchladen – am liebsten die kleinen privaten mit ausgewähltem Sortiment – aufzuhalten und einfach nur zu stöbern, während entweder der Stapel auf dem Arm oder die Merk-Liste auf dem Schreibblock wächst. Aber der Mensch ist halt von Natur aus faul ^^
Inzwischen gebe ich nicht mehr so viel Geld für Bücher aus. Was wohl auch damit zusammen hängt, dass ich momentan ohne Arbeit bin und außerdem ja auch durch meine Redaktionstätigkeit auf Literatopia mit (kostenlosen) Büchern versorgt werde. Okay, selbst wenn das nicht so wäre, hätte ich definitiv genug Lesestoff hier, um die nächsten Jahre keine Langeweile zu haben. Und trotzdem: Ich komme kaum an einem Buchladen vorbei, ohne rein zu gehen und mit mindestens einem, eher zwei oder mehr Büchern wieder raus zu kommen. Ehrlich gesagt bin ich erstaunt darüber, dass hier noch immer ein Gutschein für eine Hamburger Buchhandlung liegt, den ich im November zum Abschied im Büro geschenkt bekommen habe. Für ganz schlechte Zeiten sozusagen.
Jedenfalls stimmt mich oben zitierte Aussage doch traurig. Schlimm genug, dass Lesen als spießig und langweilig verschrien ist, und jetzt wird das Hobby auch noch als billig betitelt. Das kann nur jemand sein, der NICHT oder nur sehr selten liest. Und dann wahrscheinlich nicht mal Bücher, sondern … lassen wir das. Ich will hier niemanden abwerten, das steht mir nicht zu.
Falls sich der Verfasser dieser Aussage hierher verirren sollte, lass dir eins gesagt sein: Lesen ist alles andere als ein günstiges Hobby. Man muss die verschiedenen Seiten betrachten – es ist zum Beispiel einfach etwas völlig anderes, ein Buch zu besitzen als es nur auszuleihen. Und in meinem Fall bedeutet ausleihen oftmals, dass ich es mir anschließend sowieso kaufe.
Und in Anlehnung an oben genannte Tatsache, für die nächsten Jahre eigentlich ausreichend versorgt zu sein, habe ich mal eine „kleine“ Liste aufgestellt, was ich aus meinem Privatbestand dieses Jahr gerne noch lesen möchte. Dass das sehr wahrscheinlich nicht klappen wird, ist mir bewusst. Aber es ist doch schon spannend zu sehen, was sich eigentlich ansammelt …
Damit es aber auch voran geht, gehe ich jetzt meinem Hobby (und meiner Sucht) frönen.
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Traumwelt-Kuckucksei
3 Kommentare
Hallo meine Liebe,
mal wieder ein toller Artikel von dir.
Lesen ist für mich auch kein billiges Hobby. Denn auch ich sammle regelrecht Bücher. Schon seit meiner Kindheit. Und selbst alten Büchern, die andere schon wegschmeißen wollten, gebe ich in meinen bescheidenen vier Wänden ein neues zu Hause. Lesen bedeutet für mich Bildung. Und das muss muss nicht immer Fachliteratur sein. Ich kann nicht mit Menschen kommunizieren, die als einzigstes Buch das Telefonbuch ihrer Region im Regal haben. Wir würden sicherlich kein Gesprächsthema finden.
Wünsche dir einen sonnigen Tag.
Liebe Grüße
Anna
Hihi, das ist mal ein feuriges Plädoyer für das Kunstwerk Buch. Bravo! Laut meine Hände über den Kopf klatschend verbeuge ich mich vor Dir ^^.
Allerdings möchte ich den Verfasser des Ursprungsartikels ein wenig in Schutz nehmen. Bei Ihm handelt es sich um einen Fantasy-Spieler, der für sein Hobby tatsächlich Unsummen auf den Tisch legen muss, da die (kommerziellen) Betreiber des Spiels sich immer wieder neue Karten ausdenken, um ihre Anhänger zu schröpfen. Ein Buch dagegen ist in seiner Kostbarkeit tief und entführt auch beim mehrmaligen Lesen den Menschen immer wieder in neue Welten, da es die Fantasie am Fuß kitzelt. Bücher sind in der Anschaffung vergleichsweise billig und bleiben auf Jahrhunderte erhalten. Wer nicht die finanziellen Mittel hat ein Buch zu kaufen, kann es immer noch in der Bibliothek ausleihen, was ich z.B. sehr gerne mache. Last but not least erreichen Hörbücher auch die lesefaulen Schichten der Gesellschaft ^^. Die Anschaffung ist meistens nur ein Mausklick entfernt und für den bewanderten Internetnutzer noch nicht mal mit Kosten verbunden… Insofern hat er mit seiner Analyse noch nicht mal so unrecht, der Gute ^^.
Liebe Grüße
Annabell
Danke, danke *verneigt sich nach allen Seiten* ;)
@Annabell:
Mag sein, dass dieses Fantasy-Spiel betreffend die Analyse stimmt. Trotzdem halte ich es schlichtweg für FALSCH, das Lesen als Hobby so „abzuwerten“ – ich kenne zum Beispiel auch Leute, die zwar nicht diesem, aber ähnlichen Kartenspielen verfallen sind und weitaus weniger Geld in dieses investieren als ich in meine Bücher.
Und, bezüglich deiner Argumentation, ich hab bisher … öhm … vielleicht eine Handvoll meiner bereits gelesenen Bücher noch mal gelesen. Ausleihen schön und gut, aber ich muss ein Buch BESITZEN *lach* Das ist vielleicht krank, aber irgendwie auch liebenswert.
Zum Thema „Hörbücher“ sage ich nix. Dem Kram kann ich nämlich gar nichts abgewinnen. Wäre wohl auch mal ein Sonderposting wert *auf die Liste schreib*
Ich sage ja gar nicht, dass seine Aussage an sich falsch ist. Sondern nur, dass er es nicht so von der Hand wischen sollte, als wäre es nichts. Mir gefällt diese Verallgemeinerung einfach nicht, denn es gibt wohl genug Leute, die das Gegenteil der von ihm getätigten und von mir zitierten Aussage beweisen. Wahrscheinlich nur nicht in seinem Bekanntenkreis *lach*
Wenn ICH jedenfalls nicht aufpasse, werden diese Papiersammlungen irgendwann noch meinen Ruin und meinen Untergang darstellen ^^