Literarische Zitate #18 – Morgen ist leider auch noch ein Tag (Part 1)
Bereits Ende Oktober habe ich etwas ausführlicher über „Morgen ist leider auch noch ein Tag“ berichtet. Leider bin ich bislang immer noch nicht dazu gekommen, die Rezension zu Tobis Buch zu schreiben – aber ich möchte euch heute schon mal einige der für mich schönsten Zitate zeigen. Denn sie geben einen ganz guten Einblick in das Buch, die Thematik und den Aufbau bzw. den Umgang von Tobi mit seiner Depression. Und ich habe mich in einigen dieser Stellen selbst wiedergefunden, sodass sie mir natürlich auch auf eine besondere Weise am Herzen liegen.
Vielleicht findet ihr euch auch wieder, vielleicht berühren euch diese kleinen Ausschnitte ebenfalls. Sollte dem so sein, lasst mir gerne einen KOmmentaar da, was diese Zitate in euch auslösen. Und legt euch Tobis Buch zu – es lohnt sich wirklich!
Rationales Denken hilft mir in solchen Momenten erstaunlich wenig. Den ganzen Tag im Bett zu liegen, weil mich der Frust darüber, im Bett zu liegen, am Aufstehen hindert, ist eine perfide Endlosschleife von geradezu weltironischen Ausmaßen.
(Seite 10)
Männer sind nicht verloren in einer Welt, die so viel lebendiger ist als sie selbst. Männer haben Kontrolle. Über Emotionen und das Leben. Schwäche zeigen als Stärke zu sehen ist eine wunderschöne Utopie, die aber selbst tief in mir keinen Sinn ergeben will.
(Seite 20)
Das ist mir alles zu spontan hier. Einfach so auf Menschen zu treffen.
(Seite 30)
Vielleicht muss man einige Tage mit jemandem auf Tour gewesen sein, um nachvollziehen zu können, was daran so besonders ist. Nach endlosen Tagen aufeinander, miteinander, da braucht es einen Draht, der viel, viel länger, heißer als andere glühen kann, ohne Schäden zu erleiden. Zuhören ist der Moment, der Menschen macht.
(Seite 33)
Ich trinke noch einen Schluck Wodka-Irgendwas, wie auch immer das Zeug gerade heißt. Es schmeckt rot und vernichtet schnell und zuverlässig alles, was den stillen Tobi ausmacht. Ab jetzt spricht da jemand anderes, der in diesem stillen Ich wohnt, aber meist nur abends Zeit hat, nach drei, vier Bier.
(Seite 50)
Ich knipse das letzte Bier aus meinen breiten Seitentaschen auf und trinke in tiefen Zügen. Arschlöcher, denke ich mir lächelnd, was für Arschlöcher allesamt. Asphalt wird zu Straßen mit Bürgersteig, die ersten Lichter vor mir sind verschwommen durch zu viele Tränen in meinen Augen, die ich mir selbst nicht erklären kann.
(Seite 53)
„Ja, ich verstehe“, sagt mein Therapeut etwas enttäuscht, „vielleicht versuchen Sie es mal etwas dezidierter. Wenn Sie Zeit und Inspiration finden, meine ich.“
„Ich habe alle Zeit der Welt“, sage ich. „Und was Inspiration angeht, ich hab hier jede Menge Arschloch-Gefühle rumliegen, die dringend ausgedrückt werden wollen. Aber es klappt irgendwie nicht. Mag aber auch daran liegen, dass ich mich nicht dazu aufraffen kann.
(Seite 58)
Huch, denke ich, da hat er wieder seine perfiden Psychologenskills raushängen und mich Sachen sagen lassen, die zwar stimmen, aber dennoch nicht unbedingt gesagt werden wollen. Denn: Man kann sich zwar vieles im Kopf zurechtdenken und eingestehen, aber bevor ich es nicht laut ausspreche, ist es auch nicht wahr.
(Seite 59)
Also wird schön die Fresse gehalten. Solang ich nicht zum Arzt gehe – bin ich gesund. Was für ein behinderter Scheiß. Und ich darf das sagen, bin ja selbst behindert. Nicht so offensichtlich, nicht körperlich. Aber die Fähigkeit, alles und jeden erst einmal grundsätzlich als hoffnungslos und gegen einen selbst gerichtet zu begreifen – das würd ich schon gern eine krasse Behinderung nennen, die das Leben massiv einschränkt. einen speziellen Parkplatz bekommst du dafür trotzdem nicht.
(Seite 62)
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