Literarische Zitate (6)

Guten Abend, ihr Lieben,

wie versprochen folgt sehr zeitnah schon die nächste Ausgabe der „Literarischen Zitate“ und zwar live aus Leipzig. Na ja, oder zumindest aus der Nähe, ich sitze nämlich gerade in der Lobby des Hotels, damit ich während des Schreibens auch eine oder zwei Zigaretten rauchen kann. Wir haben ein allerdings Nichtraucherzimmer gebucht und ich habe festgestellt, dass es schon ein ziemlich nettes Ambiente ist, während des Tippens ab und an mal einen Zug nehmen zu können.

Nazurka hat es sich nach einem gemeinsamen Essen inzwischen schon im Hotelbett bequem gemacht, weil es sich am Tisch einfach nicht so gut liest, und ich wollte mich eigentlich an den zweiten Messe-Tages-Bericht setzen, kann mich aber noch nicht so richtig motivieren. Deshalb starte ich jetzt erstmal mit etwas „Leichtem“ und hoffe, dass die Schreiblust einfach gleich von alleine kommt.

Statt der angekündigten zwei Bücher möchte ich jetzt aber tatsächlich drei Titel zitieren, die mir allesamt einiges an wunderschönen Zeilen geliefert haben. Lasst mich wissen, was ihr von ihnen haltet :)

Von allen Dingen, die Lehrerin Agnes falsch gedeutet hatte, war mir damals nur eine Sache unsinnig erschienen.
„Glück ist die Vorfreude auf künftiges Glück“, hatte sie erklärt, während sie ein Exemplar von Große Erwartungen in der Hand hielt. Ich musste an den Tag denken, als Ruby ein Kätzchen im Gebüsch fand und wir abwechselnd das weiche Fell auf seinem Bauch streichelten oder es auf den Schoß nahmen. Ich erinnerte mich daran, wie wir, sobald die Schulleiterin zu Bett gegangen war, unsere Matratzen aufeinandergestapelt hatten und wie hoch der Turm auf Pips Bett war. Ich wusste, wie es sich anfühlte zu springen, wenn die Sprungfedern unter meinen Füßen nachgaben und mein Körper herunterpurzelte und sich vor Lachen schüttelte. Nein, dachte ich sowohl damals wie jetzt, als ich Caleb beobachtete, der mit diesem liebevollen, strahlenden Lächelnd zu mir hochsah. Glück ist ein Augenblick.
(Aus „Eve & Caleb – Wo Licht war“ von Anna Carey, Seite 157)

Mein Körper wand sich, zuckte zusammen vor Scham. Sowohl in der Schule als auch später in der Wildnis hatte ich Liebe für etwas Belastendes gehalten – etwas, das gegen einen verwendet werden konnte. Ich begann zu weinen, denn endlich begriff ich die Wahrheit: Liebe war die einzige Widersacherin des Todes, das Einzige, was machtvoll genug war, um es seiner klammernden verzweifelten Gier entgegen zu halten.
(Aus „Eve & Caleb – Wo Licht war“ von Anna Carey, Seite 256/257)

Heute ist einer dieser Tage, an denen Lovely nicht zum Unterricht erscheint, weil die Farben am Himmel nicht stimmen. Ich rufe sie in der Pause zwischen Mathe und Schwedisch an, aber sie geht nicht ans Telefon. Ich habe im Stillen gehofft, dass sie antworten würde, weil ich ihr dann nämlich den Himmel in London hätte ausmalen können.
(Aus „The Lovely Way – Nur wenn du aufgibst …“ von Sanne Näsling, Seite 39)

„Wir müssen genau gleichzeitig blinzeln“, sagt Lovely.
„Wie meinst du das?“
„Wir müssen die Augen gleichzeitig auf- und zumachen, damit unsere Versionen der Welt sich so ähnlich wie möglich sind.“
Ich nicke langsam.
„Durch das ständige Blinzeln verpasst man verdammt viel vom Leben.“
„Ja, aber wenn wir gleichzeitig die Augen zumachen, sehen wir dasselbe!“
(Aus „The Lovely Way – Nur wenn du aufgibst …“ von Sanne Näsling, Seite 69)

Wir treffen uns in der Stadtbibliothek. Sie ist fast menschenleer, und Rufus ist auch nicht zu sehen.
Ich seufze:
„Unsere Gesellschaft ist wirklich illiterat.“
Lovely sieht mich zweifelnd an.
„Mm.“
„Das bedeutet, die Leute lesen nicht genug.“
Sie sieht gereizt aus.
„Ich hab’s kapiert, liebster Textfascho.“
(Aus „The Lovely Way – Nur wenn du aufgibst …“ von Sanne Näsling, Seite 75)

Papa würde lange schweigen. Er würde fragen:
„Wie würdest du deine Träume beschreiben?“
Ich würde antworten:
„Wie eigensinnige blaue Flecken an meinem Körper.“
Er würde fragen:
„Und wenn ich meine Hand um deine Träume schließe?“
Ich würde antworten:
„Mach dir keine Sorgen. Ich lasse dich nichts festhalten, was du zerbrechen könntest.“
(Aus „The Lovely Way – Nur wenn du aufgibst …“ von Sanne Näsling, Seite 172/173)

Gedächtnisschwund ist das einzige Mittel gegen Angst.
(Aus „The Lovely Way – Nur wenn du aufgibst …“ von Sanne Näsling, Seite 235)

Jojo war der Pessimist des Tages.
„Und wenn wir die Abteilung mal wechseln?“, schlug ich vor.
„Will keine verstaubten Landkarten suchen.“
„Notizblöcke?“
„Nein!“
„Printbriefe?“
„Vergiss es einfach. Und bevor du fragst. Auch keine verschimmelten Ordner voller Papier.“
(Aus „Die Scanner“ von Robert M. Sonntag, Seite 13/14)

An der Wand hing meine Sammlung prähistorischer E-Book-Reader. Die Dinger waren mal groß in Mode gewesen. Waren aber zum Filmeschauen schlussendlich zu unpraktisch. Bei mir funkelten in den Bildschirmen Sterne und wechselten die Farbe. Irgendwie beruhigend.
(Aus „Die Scanner“ von Robert M. Sonntag, Seite 31)

„Wer Bücher scannt, löscht deine Vergangenheit und deine Zukunft.“
(Aus „Die Scanner“ von Robert M. Sonntag, Seite 63)

In meinen Augen sammelten sich Tränen.
[…] Ein ganzes Parkhallen-Salzmeer voll.
[…] Am liebsten wäre ich in diesem See ertrunken.
[…] Sofort. Und in den Armen von Fanni.
[…] Gemeinsam ertrinken.
(Aus „Die Scanner“ von Robert M. Sonntag, Seite 133)

Und damit sage ich nun doch gute Nacht. Noch ein paar Seiten lesen und morgen früh gibt’s dann den Bericht zum zweiten Messetag. Mit Fotos. Versprochen :)


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