Literarische Zitate #8 – Radioaktive Marmelade

Normalerweise nutze ich die Rubrik „Literarische Zitate“, um Zeilen oder Textabschnitte aus verschiedenen Büchern mit euch zu teilen, die mich beim Lesen besonders berührt haben und teilweise auch nach Beenden des Buches noch lange nachhallen. Im April gab es mit der Sonderausgabe zum 70. Geburtstag des „Kleinen Prinzen“ erst das zweite Mal eine Ausgabe, die sich nur an einem Buch bediente.

Das erste Buch, das ich im Juni gelesen habe, war nun wieder eines, das mit einer Menge Fähnchen versehen wurde. Es gab auch im April und Mai einige solcher Titel, sodass ich beschlossen habe, zwischendurch auch immer mal vereinzelte „Sonderausgaben“ zu machen, die sich dann tatsächlich nur um ein einziges Buch drehen. Es gibt einfach Bücher, die strotzen vor Zeilen, die auch ohne den ganzen Text drum herum eine enorm große Wirkung haben.

In der (voraussichtlich ersten) Juni-Ausgabe soll es nun um das Debüt einer Autorin gehen, die ich selbst gerade erst kennen gelernt habe – sowohl persönlich als auch literarisch:
„Die radioaktive Marmelade meiner Großmutter“ von Ramona Ambs.

Viel möchte ich euch über das Buch selbst hier nicht verraten, die Rezension wird aber an einem der Juni-Schreibtage erledigt und folgt schon bald. Bis dahin dürft ihr euch an den wunderschönen Zitaten erfreuen, die ich für euch rausgesucht habe – auch weil ich mich wahrscheinlich nicht entscheiden können werde, welches den Weg in die Besprechung finden wird.

Ach ja – manchmal gehen Risse durch den Text. Wie soll’s aber auch anders sein. Durchs Leben gehen ja auch Risse. Und so ein Buch ist auch nur ein Stück Leben. Nicht mehr und nicht weniger.
(Seite 3)

Manche Leute werden schon als Junkies geboren. Sie sind von klein auf süchtig. Süchtig nach Leben und Liebe. Süchtig nach Heimat oder wenigstens einem sicheren Ort. Vielleicht süchtig nach einem rosa Kaninchen … einem rosa Kaninchen, das sich wie Leben anfühlt … oder wenigstens so ähnlich.
(Seite 5)

Wenn zwei gleichzeitig ertrinken, können sie sich nicht retten und ziehen sich immer tiefer in den Strudel. Aber man ertrinkt dann wenigstens nicht allein. Man stirbt zusammen in der Ebbe und der Flut des Lebens …
(Seite 38)

So ist das. Wenn man mehr fühlt, als das Herz aushalten kann. Dann läuft es über, das Meer in der Seele, und dann weint man eben. Und ist laut.
(Seite 40)

Märchen sind kein Zufluchtsort. Zumindest nicht, wenn man noch immer anderswo angebunden ist. Und mein Herz ist noch immer an Oma und Onkel Max gebunden. Und auch wenn das Herz nur noch an einem dünnen Faden woanders festgebunden ist – es zerreißt dir, wenn du nicht nachgibst. Denn selbst die kleinen Fäden am Herzen reißen nie. Sie sind zäh.
(Seite 52)

Es ist auf jeden Fall zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben, Aber das ist nicht so schlimm. Ich bin schon froh, wenn ich keine unglückliche Gegenwart spüre. Das reicht aus, um nicht rückfällig zu werden.
(Seite 66)

Und ich lese …
Und ich vergesse über das Lesen Hava zu besuchen.
Ich vergesse über das Lesen einen Studienplatz zu organisieren.
Und ich vergesse über das Lesen das Leben.
(Seite 75)

Ich komme mir plötzlich unglaublich verlassen vor. Eine Stadt ist nur dann dein Freund, wenn du dort Menschen hast, die auf dich warten.
(Seite 80)

Fotografieren ist wie schreiben mit Licht, wie musizieren mit Farbtönen, wie malen mit Zeit und sehen mit Liebe.
(Seite 111)

Das ist einer von diesen gemeinen Tricks des Lebens. Egal wie sehr du dich abrackerst und mühst – das Leben hat das letzte Wort, und manchmal ist das letzte Wort der Tod. Der Tod trennt dich von allen, die du liebst, und weil er ein Teil des Lebens ist, kann ich das Leben nicht leiden. Im Grunde hat das Leben keine Manieren, denn egal wie nett du zu ihm bist, es ist nie nett zu dir. Am Ende bringt es dich um und schert sich nicht darum, ob du zu ihm fair und anständig warst dein Leben lang.
(Seite 119)

Die inneren Verletzungen, das sind die Verletzungen, die keiner sieht. Das sind die Verletzungen, die uralt sind. Das sind die Tränen, die einem in die Seele geweint worden sind, noch bevor man auf der Welt war. Aber eine Seele, in der ein riesiges Meer liegt, wiegt viel zu viel für einen kleinen Körper. So viele Tropfen ziehen einen runter und man ertrinkt in sich selbst.
(Seite 125/126)


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