Literarische Zitate – BreakOut #5: Masken
Nach fast fünfeinhalb Monaten ist es mal wieder an der Zeit für ein kleines literarisches BreakOut. Zuerst wollte ich, wie bei den bisherigen Ausgaben, einfach das Zitat wirken lassen und gar nicht meine eigenen Gedanken dazu schreiben. Doch irgendwie ist da so viel in meinem Kopf los, dass ich mich dieses Mal doch für eine andere Vorgehensweise entschieden habe. Auch weil ich mir mehr Interaktion mit meinen Lesern wünsche. Ich möchte nicht nur meine Kopfkarusselle bei euch abladen, sondern auch an euren Gedanken und Ideen teilhaben, soweit ihr das zulasst. Deshalb wird dieses BreakOut etwas länger und etwas anders als die bisherigen. Und ich freue mich, wenn ihr mir nach dem Lesen einen Kommentar hinterlasst.
Die literarischen BreakOuts sind für mich immer ganz besondere Zitate aus Büchern, die ich gelesen habe und die mich noch lange im Nachhall beschäftigen. Die mich zum Nachdenken bringen. Die ich auf mein eigenes Leben, nicht selten sogar auf meine aktuelle Situation während des Lesens beziehen kann. Vielleicht berühren mich diese Zitate auch genau deshalb so sehr – weil ich sie nachempfinden kann und weil sie etwas ausdrücken, wofür ich zu diesem Zeitpunkt keine eigenen Worte finde.
In der letzten Ausgabe Ende August habe ich euch gefragt:
Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, dass vielleicht unser Unterbewusstsein uns automatisch zu Büchern greifen lässt, die unser eigenes Leben zu dieser Zeit schreiben könnte?
Beim aktuellen Zitat ist es auch wieder so, dass es aus einem Buch stammt, das mich ausgewählt zu haben scheint, obwohl ich dieses Mal auch ganz bewusst zu diesem zweiten Teil gegriffen habe, weil ich wusste, welche Art Geschichte mich erwarten würde. Und weil mir gerade genau nach einer solchen war. Mir war klar, dass mich die Story und die Charaktere sofort wieder gefangen nehmen würden und ich mich zwischen den Seiten verlieren können würde. Und mir war klar, dass es wieder viele Stellen gibt, an denen ich mich oder Personen aus meinem Leben wiederfinden würde.
Ich lag richtig damit. Und ein besonderes Zitat möchte ich in der heutigen Ausgabe der literarischen BreakOuts mit euch teilen. Weil es ein Thema ist, über das ich ohnehin viel nachdenke, nicht erst nach dem Lesen dieser Zeilen. Weil es ein Thema ist, dass uns tagtäglich über den Weg läuft. Und weil wir alle vielleicht ein wenig darüber nachdenken sollten, wie viel Wahrheit in diesen Zeilen liegt und wie sehr unser Leben davon bestimmt wird.
Jeder von uns trägt verschiedene Masken in seinem Leben. Wir haben alle verschiedene Gesichter, die wir unseren Kollegen, unseren Freunden oder unserer Familie zeigen. Manchmal haben wir so viele Masken, dass wir vergessen, wer wir darunter wirklich sind.
(„Broken Juliet – Ich werde immer bei dir sein“ von Leisa Rayven, Seite 54)
Wie oft in unserem Alltag setzen wir eine Maske auf? Lächeln, weil es von uns erwartet wird? Tun entsetzt, weil man auf bestimmte Dinge eben so reagiert? Geben uns gleichgültig, obwohl es in uns kocht? Antworten genau das, was der Gegenüber hören möchte? Und wie oft tun wir das total unbewusst, weil sich schon ein Automatismus entwickelt hat? Wann seid ihr das letzte Mal wirklich bewusst durch einen Tag gegangen und habt auf eure ganz eigenen Reaktionen geachtet? Wisst ihr noch, wer ihr unter den vielen Masken wirklich seid? Könnt ihr euch selbst noch sehen? Den Menschen, der ihr tatsächlich seid? Schaut euch morgens beim ersten Blick in den Spiegel ihr selbst in die Augen? Oder beginnt schon direkt nach dem Aufstehen der Maskenball?
Mit diesen Fragen möchte ich euch in den heutigen Sonntagabend entlassen. Mir ist bewusst, dass das Thema kein leichtes ist, und ich gestehe, dass mir das Nachdenken darüber selbst ein wenig Angst macht.
Zum Abschluss eine kleine „Belohnung“ oder vielleicht auch einfach nur ein Dankeschön für eure Geduld in den letzten Wochen – und dass ihr trotz der ruhigen Phasen immer noch und immer wieder auf den Schattenwegen vorbei schaut: Eines meiner Lieblingsfotos von einem Shooting, das ich im September spontan hatte. Das Bild, an das ich sofort denken musste, als ich das Zitat für diesen Beitrag gelesen habe.
Danke an dieser Stelle noch einmal an Pia Raap für diesen wunderbaren Linsenflirt. Es war mir ein großes Vergnügen!
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Die Grenzen der Sprache
bedeuten die Grenzen der Welt.
(Ludwig Wittgenstein)
Hi,
das sind interessante Gedanken, die du dir da machst. Lange habe ich mit mir gehadert, ob ich mich selbst noch kenne. Habe Angst davor gehabt, dass ich mich verloren habe. Habe mich gefragt ob es alles Masken sind, oder ob ich ein Abbild wohl selber bin.
Viel später erst kam ich zu der Erkenntnis. Ich bin sie alle, all diese Masken. Denn jede „Maske“ ist in Wirklichkeit nur eine Facette meiner Selbst. Ich bin nicht nur Ehefrau, Freundin oder Schwester, nur Arbeitnehmerin, Vielleserin, vor-Glück-weinende, im Regen-Tanzende, Teetrinkerin oder Schlecht-Schlafende. Ich bin das alles zusammen und alles zu seiner Zeit. Manchmal verstellt man sich – das sehe ich auch so – aber es ist auch ein Kompromiss den ich eingehe um als gesellschaftliches Wesen anerkannt zu werden. Man muss hier nur Grenzen ziehen. Aber selbst das „Verstellen“ ist ja eine Facette von mir. Nämlich diejenige, die dazu bereit ist oder eben auch nicht.
Und eines nicht vergessen – Masken können auch wunderschön sein :) Schöner Artikel, noch schöneres Foto <3
Liebsten Gruß,
Ina
Huhu!
Ein sehr schönes Thema, dass wahrscheinlich jeder von uns kennt und das eigentlich sehr schade ist. Denn warum muss man Masken tragen und sich verstellen … dafür gibt es viel zu viele Gründe und man sollte sich vielleicht bewusster darüber Gedanken machen, welche Gründe es gibt, eben keine Maske aufzusetzen.
Deinen Beitrag hab ich gerne bei meiner neuen Aktion verlinkt http://blog4aleshanee.blogspot.de/2016/02/stoeberrunde-1.html
LG Aleshanee
Liebe Aleshanee,
Masken sind ein Thema, über das ich öfter nachdenke. In meinem Job ist es zwingend vonnöten, regelmäßig ein Lächeln zu tragen – Service, egal wie die Gäste sind oder meine Stimmung ist. Manchmal ist das ganz leicht, manchmal aber auch unglaublich anstrengend.
Ich habe bereits gesehen, dass Du den Artikel in der Stöberrunde erwähnt hast, und mich sehr darüber gefreut. Danke schön :)
Liebe Grüße,
die Schattenkämpferin
Erst einmal möchte ich dir sagen, dass du unglaublich gut schreibst. Du wählst die Worte gekonnt. Das mag ich. Zu dem Zitat und deinem Text: Ich finde die Fragen, die du uns und dir selbst stellst sehr interessant. Es lohnt sich diese auch länger im Kopf zu behalten und darüber nachzudenken. Und ich glaube ich werde darüber noch ein wenig länger nachdenken müssen. Allerdings möchte ich dir sagen, dass ich mich manchmal verloren fühle. Manchmal denke ich mir „warum bist du jetzt so, so wie du bist?“. Ich wollte eigentlich ganz anders sein, bzw. bin ich doch eigentlich ganz anders.
Irgendwie kann ich gerade meine Worte nicht finden, aber werde definitiv darüber nachdenken und sollte ich ein Blogpost dazu schreiben dich natürlich verlinken : )