Philharmonisches Orchester Bergen feat. David Garrett
Stuttgart, 19.03.2009, ca. 19:30 Uhr
Ankunft in der Liederhalle am Berliner Platz in Stuttgart. Aufregung macht sich im Magen breit. Nachdem sich die Bahnfahrt recht stressfrei und das Finden des Hotels ziemlich einfach gestalteten, steht das erste Highlight meines Stuttgart-Trips kurz bevor: Mein zweites Konzert mit David Garrett.
Zugegeben, als ich das Ticket bei Eventim buchte, war mir nicht wirklich bewusst, dass dies eine zweistündige Orchesterveranstaltung sein würde, bei der David nur eine halbstündige Gastrolle spielt. Dementsprechend war ich erst enttäuscht, als ich drei Tage vor der Reise dann doch mal genauer recherchierte. Kurz vor Reiseantritt wurde ich dann aber doch neugierig, letztendlich freute ich mich auf das Konzert und war sehr gespannt.
Im Januar durfte ich David bereits in Hamburg erleben, dort allerdings in Begleitung eines Sinfonie-Orchesters. Manch einer wird nun vielleicht sagen, dass Orchester gleich Orchester ist, doch da täuscht ihr euch. Ein himmelweiter Unterschied, allein schon von der Klanggewalt.
Natürlich ist die Liederhalle in Stuttgart so gar kein Vergleich zur ColorLineArena in Hamburg, die spielen in jeweils einer ganz anderen Größenordnung. Es war jedoch erstaunlich, wie laut dieses Philharmonische Orchester sein konnte. Und zwar gänzlich ohne irgendwelche Verstärker. Ich bin da ja ein ziemlicher Laie, aber ich glaube, das ist bei solchen Solo-Orchester-Konzerten Standard. In Hamburg jedenfalls lag natürlich ein Haufen Technik hinter der Lautstärke des Orchesters.
Was lässt sich zum Konzert selbst sagen?
Ich war beeindruckt. Nachdem mich David in Hamburg ungelogen zu Tränen rührte und ein Gänsehaut-Moment den nächsten jagte, stellte ich an seinen Auftritt in Stuttgart hohe Ansprüche. Und auch wenn sein Gastauftritt nur eine halbe Stunde plus zwei Zugaben umfasste, wurde er diesen Ansprüchen durchaus gerecht. Der Klang seiner Stradivari ist unverkennbar und man hörte ihn deutlich aus dem Orchester raus, was wohl auch damit zusammenhing, dass er die meiste Zeit allein oder das Orchester um einiges leiser spielte. Ich hatte aber nicht den Eindruck, als sei das Orchester nur zur Unterstreichung da, vielmehr verschmolzen die Klänge ineinander und bildeten eine tolle Einheit.
Das Publikum war, wie auch schon in Hamburg, sehr bunt gemischt. Einigen Leuten der älteren Generation sah man an, dass sie sich über die Vielzahl der jungen Menschen wunderten. Irgendwie klar, die heutige Jugend setzt sich ja kaum noch mit Klassik auseinander, da bilde ich keine Ausnahme.
Die jüngeren Besucher hingegen waren ganz offensichtlich wegen David da, auch hier nehme ich mich nicht aus. Man merkte es vor allem beim Applaus, der schon beim Eintreten Davids aufbrandete und beim Ansetzen der Violine an seinem Kinn zu einer Lautstärke anschwoll, die ihresgleichen suchen mag.
Nachdem ich anfangs also wirklich skeptisch war und sogar mit dem Gedanken spielte, mein Ticket wieder zu verkaufen (das Konzert war immerhin ausverkauft), hat sich der Besuch letztlich tatsächlich gelohnt und ich bereue nicht eine Minute. Auch wenn ich am Ende des Tages, der frühes Aufstehen und eine fünfstündige Bahnfahrt beinhaltete, ziemlich fertig war und mit Kopfschmerzen ins Bett ging, suche ich die Schuld definitiv nicht beim Orchester.
Klassische Musik ist anstrengend zu hören, aber auch wunderschön. Ich kann nur jedem empfehlen, sich einmal ein philharmonisches Orchester live anzuschauen – es lohnt sich in jedem Fall!
Und für die, die sie noch nicht kennen, hier der Link zu meiner David-Garrett-Video-Liste bei YouTube, in der ihr meine aufgenommenen Hamburg-Videos findet. Videoaufzeichnungen beim Stuttgart-Konzert waren leider nicht erlaubt, eigentlich hätte ich nicht einmal Fotos machen dürfen ;o)
Für mich geht’s jetzt wieder in die Stadt, noch mal zum Buchhaus Wittwer und dann in den Schlosspark, ein bisschen Sonne tanken, bevor es heute Abend zu Il Divo geht. Das heutige Konzert bedeutet zwar, dass das Wochenende schon wieder fast vorbei ist und ich morgen um diese Zeit bereits wieder im Zug nach Hause sitze, aber bevor das wirklich der Fall ist, werde ich den heutigen Abend noch in vollen Zügen genießen – der Alltag kann bis Montag warten!
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