Studenten-WG-Geburtstags-SitIns

Vier Tage nach dem Geschehen komme ich nun endlich dazu, meine Eindrücke aufzuschreiben. Natürlich ist mittlerweile alles ein bisschen getrübt, aber ich denke, dass ich das trotzdem noch ziemlich gut hinbekomme. Ich bin ja noch nicht senil, nech.

Am Mittwoch hat Kris, ihres Zeichens Doktorantin eines Arbeitskollegen und mittlerweile auch eine recht gute Freundin meiner Wenigkeit, ihren 24. Geburtstag gehabt. Da ihr Wochenende schon bis zum bersten vollgepackt war, hatte sie sich dafür entschieden, direkt Mittwochabend zu feiern. Fand ich an sich keine besonders gute Idee, weil ich (und die anderen Gäste, sie selbst ja auch) am nächsten Tag wieder früh rausmusste – und sie außerdem so ziemlich am anderen Ende der Stadt wohnt und ich nachts dann noch eine Stunde Fahrtweg vor mir hatte. Oder gehabt hätte. Denn kurzerhand haben wir uns dann entschlossen, dass ich nach der Arbeit kurz nach Hause fahren und die Katzen für die Nacht versorgen würde, um anschließend dann einfach bei ihr zu übernachten. Das bedeutete nämlich eine halbe Stunde mehr Schlaf, als würde ich von Zuhause aus ins Büro fahren. Letzten Endes kam es aber so, wie es kommen musste – nämlich ganz anders.

Statt wie letztendlich geplant eine halbe Stunde früher Feierabend zu machen, habe ich Überstunden geschoben. Was nach sich zog, dass ich nicht nach Hause gefahren bin, sondern mich direkt auf den Weg zu Kris gemacht habe. Sicher, ich hätt Bescheid sagen können, aber ich war zu dem Zeitpunkt schon wieder so angepisst, dass ich einfach hingenommen habe, wie’s halt eben war. Auch nicht weiter schlimm, ich hatte mir dann vor Verlassen des Büros noch schnell mögliche Heimkommverbindungen aus dem Netz gesucht, um nicht stundenlang in der Kälte stehen zu müssen.
Leicht gefrustet kam ich dann in Kris‘ WG an und schlagartig war meine Laune besser. Ich wurde herzlich empfangen (war ja noch keiner weiter da außer ihr selbst, ihrem Bruder und einer Mitbewohnerin) und entgegen einer Bedenken, dass es etwas verkrampft werden würde, war der Umgang ganz locker. Man muss dazu erwähnen, dass ihr Bruder und ich uns schon kannten und Ende des Jahres einen kleinen, eigentlich unsinnigen Disput hatten, seit dem wir kein Wort mehr wechselten. Ich gehör nun mal zu den Leute, die sich da schrecklich viele Gedanken drum machen, die wie erwähnt überflüssig waren.

Wir trafen also letzte Vorbereitungen und ich informierte Kris, dass ich im Laufe des Abends dann doch nach Hause fahren würde. Nach und nach trudelten dann viele nette Menschen ein, mir allesamt unbekannt, bis auf eine Mitbewohnerin, die ich bei einer Salatsession mal kennen lernte, und eine Freundin von Kris, die wir an einem Kinoabend trafen, als sie aus dem Film kam, in den wir reinwollten.
Es wurde viel gelacht, viel getrunken (das vor allem *g*), mittelmäßig gegessen und jede Menge erzählt. Ich gesellte mich mal zu dem einen, mal zu dem anderen Grüppchen hinzu, lauschte den Insider-Gesprächen (die kannten sich ja größtenteils alle untereinander) und Gitarrensessions (hier hielt ich mich wohl am längsten auf), versuchte mich ein bisschen einzubringen, trank, lachte und fühlte mich ziemlich gut. Bis dann der Punkt kam, der mich auf jeder Party irgendwann überfällt: Ich verlor mich in Einsamkeits-Gedanken. Das ist ein Problem, das ich immer auf solchen Veranstaltungen habe, irgendwann überkommt mich die klare Gewissheit, dass ich irgendwie nicht wirklich dazu gehöre. Dass ich alleine bin und es doch gar nicht sein will.
Natürlich ist mir klar, dass das gar nicht den Tatsachen entspricht. Und mir macht auch das Alleinsein im Sinne einer Beziehung derzeit nichts aus. Es gibt Phasen, in denen ich jemanden brauche, der mich festhält und auffängt, aber im Großen und Ganzen bin ich mit meinem derzeitigen Leben zufrieden, und das kann ich auch sein.
Allerdings ist es so, dass ich sentimental und kuschelbedürftig werde, je mehr Alkohol ich zu mir nehme. Das ist dann oftmals auch der Punkt, an dem ich erkenne, dass ich langsam die Notbremse ziehen sollte *lach* An diesem Abend war dieser Punkt recht spät erreicht und als ich irgendwann einen Blick auf die Uhr warf, stellte ich fest, dass es eigentlich an der Zeit wäre, sich zu verabschieden und den Heimweg die Heimreise anzutreten. „Eigentlich“ bedeutet in diesem Fall, dass ich mich dagegen entschied. Es war irgendwas bei ein Uhr und ich bräuchte mindestens eine Stunde nach Hause – eh ich im Bett gewesen wäre, wäre es halb drei oder drei gewesen, und um halb sieben war die Nacht schon wieder vorbei.

Man entschied geschlossen, dass ich bleiben würde. Es wurde später und die Gäste verabschiedeten sich, bis wir gegen zwei oder sowas in der Richtung schließlich zu sechst in der WG-Küche, das zugleich WG-Wohnzimmer darstellt, saßen. Zwei der Mitbewohner verabschiedeten sich dann auch relativ schnell und zu viert brachten wir noch eine halbe Stunde mit Uno-Spielen rum. Bis auch Kris und der letzte verbliebene Mitbewohner Wolle schließlich aufgaben und sich ins Bett verzogen.
Für mich war klar, dass ich nicht schlafen würde, denn ich würde definitiv nicht wieder hochkommen, wenn der Wecker losgehen würde. Kris‘ Bruder erklärte sich bereit, die verbleibenden vier Stunden wachzubleiben und sich die Nacht mit mir um die Ohren zu schlagen, um mich anschließend zum UKE-Gelände zu bringen, weil ich null Ahnung hatte, wie ich zu Fuß von der WG zur Arbeit kommen sollte. War nett von ihm, allein hätt ich nicht durchgehalten, und er hatte ja das Glück, Urlaub zu haben und am nächsten Tag einfach schlafen gehen zu können.
Als die Uhr dann gen sechs kroch, überkam mich der erste richtige tote Punkt des Tages, aber ich hielt durch, kämpfte mich schließlich von der Couch hoch und sprang unter die Dusche. Ich rechnete fest damit, Kai beim Zurückkommen schlafend vorzufinden, aber da lag ich falsch: Er war hellwach. Es dauerte auch nicht mehr lang, bis wir uns auf den Weg machen mussten. Gott sei Dank, denn die kalte Morgenluft war nötig, um wieder richtig wach zu werden.

Im Büro wurde ich dann mit einem Grinsen von meiner Kollegin empfangen. Ich muss ziemlich mitgenommen ausgesehen haben, aber wenn man bedenkt, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits 26 Stunden auf den Beinen war, ist das zu entschuldigen. Der Tag war hart, ich konnte mich nur schwer auf die Arbeit konzentrieren und erledigte alles ein bisschen langsamer als sonst – aber immerhin erledigte ich es, ne. Es gab Zeiten, da wäre ich nach Hause gefahren und hätte mich krank gemeldet.
Insgesamt war es doch ein schöner Abend, der wiederholungswürdig ist, und ich denke, ich werde dieser WG öfter mal einen Besuch abstatten. Auch weil eine Mitbewohnerin ziemlich gut Gitarre spielen kann und ich mich nun endgültig dafür entschieden habe, es auch endlich in Angriff zu nehmen und zu lernen. Das will ich ja seit Jahren schon.

Tjoar. Dieser Post sollte eigentlich anders aussehen, aber wenn man nicht dabei war, kann man das eh alles nicht nachvollziehen. Es war gemütlich, entspannt, spannend, angenehm, nett und amüsant. Ich habe lange nicht so viel und so herzlich gelacht, und trotz dieser teilweise negativen Gedanken, die ich zeitweise hatte, war es ein gelungener Abend, den ich nicht missen möchte. Schee‘ war’s.

Und jetzt werde ich mal die geplanten Interviews weiter vorbereiten. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich in dieser Sache aufgehe, wie viel Spaß mir das alles bringt. Mit jedem Tag, an dem ich daran arbeite, wird mir bewusster, dass genau das die Arbeit ist, mit der ich später mein Geld verdienen möchte. Ist schon erstaunlich, welche innere Last mir damals durch die Degradierung beim Radio abgenommen wurde – all meine kreative Energie und Inspiration fließt endlich völlig frei in die Sachen, die mir wirklich was bedeuten.

Einen angenehmen Restsonntag wünsche ich euch – kommt gut in die neue Woche :)


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