stürmische Zeiten
Überall in den Schlagzeilen liest und hört man von den Auswirkungen des Orkans, der seit gestern über Deutschland tobt. Hier in Hamburg kamen die ersten spürbaren Ausläufer erst in den Abendstunden an; natürlich genau dann, als wir nach dem Konzert am Hintereingang der Location auf die Band warteten, um noch einen kurzen Schnack zu halten. Logisch, dass wir uns weder vom Regen noch von den Sturmböen vertreiben bzw. wegwehen ließen.
Erst auf dem Nachhauseweg wurde ich mir der Ungemütlichkeit des Wetters wirklich bewusst – nasse Klamotten, die an der Haut kleben, sind weder beim U-Bahn-Fahren noch beim Laufen von der U-Bahn-Station nach Hause besonders angenehm, wenn einem zusätzlich auch noch der Regen ins Gesicht gepeitscht wird. Obwohl man sich dabei wunderbar lebendig fühlt. Ich liebe Regen und Regenspaziergänge, wie die meisten wissen. Auch gestern war ich, unter anderem auch wegen des Konzertes, wie im Rausch und nahm den Regen selbst gar nicht wirklich wahr, solange ich mich im Freien aufhielt. Dann aber in der U-Bahn sitzen und von der dortigen Wärme wieder in den Regen und Wind zu müssen, das war nicht so toll.
Zuhause warteten dann meine Badewanne, eine Portion warmer Milchreis und eine frisch aufgebrühte Kanne Vata-Tee auf mich. Und meine Katzen, die durch eine nicht vernünftig schließende Tür, zwei angekippte Fenster und den dadurch entstandenen Luftzug ausnahmsweise doch mal Zutritt zu meinem Schlafzimmer bekommen hatten und mich freudig vom Bett aus anmaunzten. Nun gut, so war mein Bett wenigstens vorgewärmt, wenn ich da schon alleine reinklettern musste.
Und als ich dann in den frühen Morgenstunden auch endlich ein wenig zur Ruhe kam und im stillen Dunkeln lag, heulte der Wind immer stärker ums Haus. Schlug den Regen peitschend gegen die Fenster und trommelnd auf die Fensterbretter, spielte mit der Abdeckplane des Bootes meines Nachbarn und ließ mich langsam, aber wohlbehütet in den Schlaf gleiten. Das Wochenende war anstrengend, und das nicht nur im körperlichen, sondern auch und vor allem im emotionalen Sinne.
Das liest sich jetzt wahrscheinlich sehr kitschig, aber es ist tatsächlich so, dass nicht nur draußen vor dem Fenster und auf den Straßen ein Unwetter am Toben ist. Auch in mir stürmt es ziemlich, wobei ich nicht einmal klar sagen kann, wo der Sturm anfängt, wo er schwächelt, wo er stärker ist und wo er aufhört. Das Schlimmste daran ist, dass ich genau weiß, dass ich das eigentlich gar nicht will. Nicht so jedenfalls. Und ich hab keine Ahnung, warum ich mich immer wieder in solche Situationen manövriere. Bestimmt nicht, weil ich Spaß daran habe, wirklich nicht. Aber wem erzähl ich das? Ihr kennt solche Situationen sicherlich mindestens genauso gut wie ich … sollte das nicht so sein, dürft ihr euch glücklich schätzen. Oder auch nicht, denn irgendwie genieße ich die aktuelle Stimmung auch. Seht ihr, was ich meine? Zum Haareraufen!
Nachdem es Samstag eher mies für mich lief oder ich zumindest mit einem eher schlechten Gefühl nach Hause gefahren bin, wurde ich gestern positiv überrascht. Vor, während und nach dem Konzert fand reger SMS-Kontakt statt – Eingeweihte können gern per Mail, Messenger, Handy nähere Infos erfragen – und brachte mich zum Lächeln, aber auch zum Grübeln. Mein Problem ist, dass ich nicht einfach hinnehmen kann, was mir geschrieben wird. Dass ich den Haken suche. Und klar sagt mir mein dämlicher Schädel schon beim Lesen, wo der Haken liegt. Aber ist es eigentlich wirklich einer? Und vor allem einer, um den ich mich scheren muss?
Das ist eigentlich das, was mich am meisten nervt: Auf Nachricht warten, die dann aber nicht wirklich genießen können. Irgendwas trübt den „Glanz“ ein ums andere Mal. Okay, nicht „irgendwas“, sondern das Wissen um etwas Bestimmtes und sehr Reales. Trotzdem kommt das erst an die Oberfläche zurück, wenn ich wirklich bewusst dran denke – das tue ich definitiv zu oft, ist schon klar, aber abstellen geht auch nicht.
Einerseits will man, dass es aufhört. Und andererseits soll es niemals zu Ende gehen.
Was also tun?
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und da sind sie wieder! Weiter mit:
Schattentaten: Februar ’10
4 Kommentare
Du hast ja keine Ahnung wie gut es dir geht …
Hm, ich sehe das etwas anders, aber der Blickwinkel ist ja auch ein ganz anderer, nech. Und du kennst die Hintergründe nicht ;)
Trotzdem schön zu wissen, dass ich dich noch nicht vertrieben hab und du immer noch hier reinguckst :)
Du kennst ja meine Hintergründe auch nicht…
Beides könnten wir ändern.
Du, indem du das Passwort anforderst.
Ich, indem du mir deine Hintergründe erzählst.
Lass uns mal das Wochenende anpeilen, ja?