Symbiose
Damit aus einem Du und einem Ich überhaupt erst ein Wir werden kann, müssen beide Seiten Kompromisse eingehen und sich gegenseitig zumindest ein Stück weit anpassen. Jeder, der irgendeine Beziehung im beruflichen oder privaten Leben eingeht, weiß das im Voraus und hat sich mit dem Gedanken auseinandergesetzt, gewisse Dinge ablegen oder ändern zu müssen.
Doch wie weit geht so eine Anpassung, wo hört sie auf und wo fängt das Verbiegen einer Persönlichkeit an? Wie viel muss und kann ein gesunder Egoismus zurückstecken, um einer Symbiose nicht im Weg zu stehen, gleichzeitig aber auch immer noch das eigene Selbst zu bleiben? Wie groß darf der Verzicht auf Hobbies oder Rituale und die (Auf-)Opferung von kleinen, doch irgendwie auch persönlichkeitsrelevanten Macken für den Erhalt eines Miteinanders sein? Wie nah ist der Schritt zur Selbstaufgabe, um dem anderen (noch) besser zu gefallen? Welche (An-)Forderungen darf der jeweils andere stellen und wie sehr ist man selbst „gezwungen“, Änderungen einzufordern? Gibt es den Zustand der „totalen Zufriedenheit“ überhaupt oder werden nicht, aller Einsätze zum Trotz, sowieso immer wieder neue „Fehler“ gefunden und bemängelt? Und wenn man selbst im Grunde zufrieden ist und nichts zu bemängeln weiß, liegt der Fehler dann bei einem selbst und ist eben dort zu suchen?
Diese und noch viele weitere Fragen rund um dieses Thema beschäftigen mich seit einigen Tagen und rauben mir die notwendige Konzentration auf viele andere Dinge. Antworten hierauf zu finden fällt mir unwahrscheinlich schwer, da ich weder mir noch sonst jemandem in irgendeiner Form Unrecht tun möchte.
Nur das Gefühl, das dabei in mir wütet, ängstigt mich zutiefst und macht mich rat- und rastlos. Das Gefühl, dass ich mich zweiteilen müsste, um beiden Seiten gerecht zu werden – mich so anzupassen, wie es gewünscht und vielleicht sogar erwartet wird, und gleichzeitig ich selbst bleiben zu können.
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eine Kommentar
Kompromisse haben in einer privaten Beziehung nichts zu suchen. Wenn zwei Menschen sich kennenlernen und lieben (wollen), ist es ganz wichtig, dass sie sich vom Wesen her ergänzen, d. h.: es müssen Gemeinsamkeiten zu Tage treten. Erst dann lohnt es sich darüber nachzudenken, ob man zusammen kommt oder nicht. Der erste Eindruck ist nur der Startschuss für solche Gedanken. Sobald man miteinander kommuniziert und sich Unterschiede in grundsätzlichen Sichtweisen auftun, sollte man sich darauf einstellen, dass sich der/die Gegenüber wohl nicht für eine Beziehung eignet.
Im Berufsleben ist es natürlich etwas anderes, nach dem Motto „Des Brot ich ess, des Lied ich sing“ (oder so ähnlich). Denn Du wirst in diesem Falle dafür bezahlt etwas zu tun, um was man Dich auffordert. Im Privatleben darf NIEMAND jemanden vorschreiben, was er/sie zu tun und zu lassen hat. Denn die Person, die sich ständig etwas vorschreiben lässt, kann kaum er/sie selbst bleiben.