Traumwelt-Kuckucksei
»Ich leide nicht unter Fernweh und auch nicht unter Langeweile. Es ist etwas anderes und es wird schlimmer. ich bin am richtigen Ort und dann auch wieder nicht. Als wäre ich ein Kuckucksei ohne einen blassen Schimmer von meiner wahren Herkunft, nur mit dem vagen Gefühl, dass etwas schief läuft. Als würde ich bloß träumen, ich wäre hier, während der wichtigste Teil von mir woanders verwurzelt ist. Überhaupt: Träume. Das wird in der letzten Zeit auch immer schlimmer. Ständig derselbe schwarz-weiße Film. Und wenn ich in der Nacht so richtig abgetaucht bin, kommt mir die Realität am nächsten Morgen total falsch vor. Als würde erst der Schlaf mir die Wirklichkeit zeigen.«
(Sam zu Rufus, aus „Schattenschwingen“ von Tanja Heitmann, Seite 47/48)
Kennt ihr dieses Gefühl? Als ich die Stelle gelesen habe, konnte ich mich sofort mit dem, was Sam dort von sich gibt, identifizieren. Und es hat nichts damit zu tun, dass man vor der Realität im Wachzustand fliehen möchte. Manchmal ist das Leben im Schlaf, in der Traumwelt einfach viel angenehmer.
In der Traumwelt muss ich zum Beispiel nicht in die Schule gehen und die Latein-Stunden über mich ergehen lassen. Wie es mich heute Abend noch erwarten wird und worauf ich so absolut keinen Bock habe. Was nichts mit dem Unterricht an sich zu tun hat, wie eine ausgewählte Lesergruppe weiß.
Dass ich an einem weiteren Song von Dennis Lisk hängen geblieben bin, macht es nicht besser.
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=gTAIlGHGiPQ] zum SongtextVor allem nicht, weil ich mich irgendwie als Empfänger dieser Botschaft fühle. Warum? Ein Bauchgefühl. Und der komplett ausbleibende Kontakt seit inzwischen vier Tagen.
Und ja, verdammt, ich habe Angst.
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2 Kommentare
Ja. Ich kenne es. Es nennt sich Fernweh. Und ist bei Menschen mit einem Migrationshintergrund manchmal noch drastischer. Ich bin weder dort zu Hause, noch hier. Und jeder gibt Dir das Gefühl, dass etwas mit Dir nicht stimmt.
P.S.: Ich nannte es damals auch „unbestimmte Sehnsucht“.