Unheilig, Docks Hamburg, 11.04.2010

Tja, Schlaflosigkeit hat auch ihre guten Seiten, jedenfalls für euch. Denn ich komme endlich dazu, meinen Bericht zum Unheilig-Konzert zu schreiben. Na ja, vielleicht zwinge ich mich auch einfach dazu, weil ich ihn schon über eine Woche aufschiebe und grad auch keine Lust auf irgendwas anderes habe. Außer schlafen, schlafen wäre eine wirklich gute Alternative. Aber was soll’s.

Unheilig. Für meisten meiner (mir bekannten) Leser dürfte diese Band und vor allem „Der Graf“ ein Begriff sein. Ich persönlich kenne die Musik schon ein paar Jahre, hatte aber nie den Drang, ein Konzert zu besuchen. Nun gab es aber Ende letzten Jahres eine Phase, wo ich mich mit allen möglichen Konzerttickets eingedeckt habe, und Unheilig waren mit von der Partie. Besonders ausschlaggebend war hierbei die zweite der angekündigten Vorbands: Diary of Dreams, die ich aus meiner Rostockzeit noch kannte und die ich damals sehr liebte.
Nachdem ich im Buch der Wölfin einen sehr kritischen Bericht gelesen habe, war ich umso neugieriger, denn die Meinungen über die Entwicklung des Grafen waren doch sehr geteilt.

Ich war gespannt, was der Abend bringen würde – noch immer benebelt vom Kamelot-Konzert am Freitag begab ich mich also auf den Weg ins Docks. Auf meinem Ticket war als Einlassbeginn 17 Uhr verzeichnet, und ich wunderte mich, dass noch gar nicht viel los war. Im Laufe des Wartens stellte sich dann raus, dass es laut Ticketvergabe drei verschiedene Einlasszeiten gab – plus eine weitere, die auf den Plakaten direkt an der Location stand. Letztlich fingen die Security-Menschen um 17 Uhr erst an, den Einlass aufzubauen. Hier muss das Docks übrigens noch sehr, sehr, sehr (… ihr wisst schon) an sich arbeiten, denn immer wieder kommt es da zu unnützen Verzögerungen, weil die Organisation unter aller Sau ist.
Kurz vor Einlassbeginn wurde dann ein hastig ausgedruckter Zettel aufgehängt – die erste Vorband Zeromancer musste aus familiären Gründen des Gitarristen leider ausfallen, da ebenjener bereits zurück in die Heimat geflogen war. Total schade, weil ich auf die auch sehr neugierig war, obwohl sie eher weniger meinem Musikgeschmack entsprechen. Positiv zu vermerken ist hier allerdings, dass die verbleibenden Bandmitglieder einerseits trotzdem auf die Bühne kame und sich persönlich bei den Leuten entschuldigt haben und andererseits wohl nach dem Konzert auch noch für Autogramme zur Verfügung standen.

Na ja, das Konzert selbst ging dann um 19:30 Uhr los – auf meinem Ticket angekündigt war 18 Uhr. Und ich hatte wirklich gehofft, relativ zeitig wieder Zuhause zu sein. So ging es einigen anderen wohl auch, immerhin war Sonntag und normale Menschen mussten am nächsten Morgen wieder früh raus.
Ich hatte wieder meinen Video-Stammplatz eingenommen und das Glück, dass die Lichttechnik so direkt vor meinen Füßen lag – was mir die Möglichkeit bot, direkten Einblick auf eine Setlist zu haben, sowohl für DoD als auch für Unheilig. Das machte es mir einfacher, meine Videokapazitäten einzuschätzen und eben nur die Songs aufzunehmen, die ich mochte, und zwar immer rechtzeitig und nicht erst nach Beginn und Erkennen des jeweiligen Songs. Was bei Unheilig auch ohne Setlist kein Problem gewesen wäre, aber dazu später.

Diary of Dreams kannte ich, wie erwähnt, bereits aus meiner Zeit in Rostock, wo ich sie durch einen Kommilitonen meines Exfreundes kennen gelernt hatte. Damals zog ich noch Vergleiche zu Depeche Mode, wofür mich wahrscheinlich der eine oder andere DM-Anhänger gerne lynchen würde, aber ich gebe zu, damals noch weniger Ahnung von Musik gehabt zu haben als heute, und sowohl stimmlich als auch musikalisch haben mich DoD damals halt an DM erinnert. Seit ein paar Tagen zerbreche ich mir nun schon den Kopf, wie jener Kommilitone hieß, aber ich komm einfach nicht drauf – falls sich die Verlobte meines Exfreunde herverirren sollte: Sag mir, wie er hieß! Bitte ^^
Jedenfalls freute ich mich unheimlich darauf, diese Band live zu sehen, auch wenn ich sie jahrelang nicht mehr gehört hatte. Und verdammt, sie waren so toll! Jeder, der sie nicht gesehen hat – waren ja nur bei einem Teil der Tour dabei – hat wirklich etwas verpasst. Sie haben das Unheilig-Konzert definitiv aufgewertet, und das ist zwar meine persönliche Ansicht, aber auch die Rückmeldung einiger langjähriger Unheilig-Fans.

Zu Unheilig selbst traue ich mich gar nicht so recht etwas zu schreiben. Vielleicht fange ich mal damit an: WAS war DAS denn bitte? Nach dem, oben bereits erwähnten, eher negativen Bericht eines wirklichen Fans war ich ja auf einiges vorbereitet, aber das, was dann kam, übertraf wirklich alles.
Man kennt den Grafen als ruhige, zurückhaltende, besonnene Person – vielleicht liegt das auch an den Liedern, die in die offiziellen Charts gewählt werden. Die sind ja doch eher ruhig und nicht besonders ausgelassen, sodass ich wirklich erschrocken war, als der Mann auf die Bühne kam und da rumsprang und rumzappelte, als sei er auf Drogen. War überhaupt nicht schön anzusehen, denn er kann definitiv singen, aber sich kein bisschen bewegen. Und auch seine (zugegebenermaßen gelungenen) Versuche, das Publikum zu animieren, erinnerten mich leider eher an schlechte Pornos – Aufrufe á la „Ja, gebt mir mehr!“, „Oh ja, ist das toll!“ und „Ich will euch hören!“ … nee, also wirklich. Ich stand bei so manchem Song da und dachte nur „what the fuck?“
Vieles schien mir einstudiert und nicht aus ihm direkt zu kommen, was ich persönlich sehr schade fand, weil ich doch annahm, dass der Graf eine sehr einnehmende Persönlichkeit mit einer unheimlich intensiven Aura ist. Im Gegensatz zur Wolfschatten fand ich allerdings die aufgehängte (bei uns war’s nur eine, aber es war auch ein kleinerer Laden) Leinwand sehr angenehm, auch wenn die Texteinblendungen eher peinlich waren.

Im Großen und Ganzen war das Konzert eine Erfahrung. Allerdings eine, die ich nicht unbedingt wiederholen wollen würde. Die letzten beiden Songs hab ich ausfallen lassen und bin nach Hause gefahren. Dank der beim Lichttechniker vorliegenden Setlist wusste ich ja, was ich „verpassen“ würde. DoD waren mein Highlight des Abends und selbst das sehr seltsame Pärchen neben mir konnte mir die Band nicht vergrätzen.
Was den Grafen angeht, hoffe ich, dass er zu seiner allseits gelobten Ausstrahlung zurückfindet und aufhört, sich unter Wert zu verkaufen, nur weil es sich eben gut verkauft. Es ist schade für all die langjährigen Fans, die ihm schon ewig treu sind, wenn er sich weiter in den Konsum fallen lässt und dabei nicht mehr er selbst bleiben kann.

Für alle Neugierigen gibt es natürlich auch ein paar Videos. Doch ich muss euch warnen: Auch wenn vorhergehende Aufnahmen aus dem Docks wirklich gut geworden sind, war das Unheilig-Konzert eher schlechterer Tonqualität. Allerdings auch direkt dort in der Halle, also gebt nicht meiner Handy-Kamera die Schuld ;)
zur Video-Playlist

Damit habe ich wieder einen Punkt meiner To-Write-Liste abgearbeitet und euch einmal mehr glücklich gemacht. Yay. Wenn’s doch nur so einfach wäre, auch das Kopfchaos zu beseitigen …


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eine Kommentar
  1. Anna Miller sagt:

    Hallo meine Liebe,

    das tut mir aber leid, das du von Unheilig so enttäuscht warst. Ich höre sie auch schon viele Jahre, habe sie aber noch nie live gesehen. Dieses Privileg ist bei mir nur für eine Band reserviert. Auf Platte klingen sie immer gut. Warum die das live nicht rüberbringen konnten – das weiß wahrscheinlich der Graf nur selber. Vielleicht war es auch die Aufregung nach dem großen Hype. Sonst immer als „Underdog“ und nun auf einmal so bekannt. Da kann man schon ein wenig Panik bekommen.

    Liebe Grüße
    Annna

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