Verhaltensmuster

Gestern Nachmittag hatte ich ein interessantes Telefonat mit der (Noch?)Verlobten meines Exfreundes. Ihr wisst schon, der eine, den man immer als Ex bezeichnen wird, weil er einfach der erste (und in meinem Fall auch bisher einzige) wirklich richtige feste Freund war. Von dem man glaubte, dass man für immer mit ihm zusammen bleiben würde. Nun, wie man sieht, bleib ich nicht für immer mit ihm zusammen, aber so kann man sich täuschen. Darin bin ich ja Spezialistin, wie man gerade in den letzten Monaten merkt.

However, jedenfalls erstaunte mich gestern Mittag der geänderte Beziehungsstatus im VZ-Profil jener Frau – ja, ich bin mit ihr befreundet, und ja, ich habe auch zu meinem Ex immer noch Kontakt. Zwar nur sehr, sehr, sehr sporadisch, aber doch Kontakt. Warum auch nicht? Wir haben immer gesagt, dass wir Freunde bleiben, und ausnahmsweise war das mal nicht einfach nur so dahingesagt, sondern von beiden Seiten ernst gemeint. Man verliert sich zwar aus den Augen, denkt aber nicht böse voneinander. Freundschaft kann man das so also eigentlich nicht nennen, aber einfach nur Bekannte sind wir eben auch nicht.

Sei’s drum. Neugierig, wie ich nun mal bin, (und natürlich auch interessiert am Leben meiner Freunde) habe ich selbstverständlich nachgefragt, was es mit der Änderung auf sich hat. Kurzerhand wurde sich dann für ein Telefonat am frühen Abend verabredet – was ich in letzter Zeit telefoniere, das ist unheimlich, wo ich doch Telefonieren wirklich hasse.
Und dieses Telefonat war sehr … hm, aufschlussreich. Es ist erstaunlich, wie Menschen in alte Verhaltensmuster fallen, wenn man ihnen nur die nötige Zeit dazu lässt. Dass ich damals doch handfeste Gründe für die Trennung hatte, erscheint auf einmal plausibel, jedenfalls für die Leute, die immer zu hören bekamen, dass ich Schuld an der Trennung gewesen sei. Was ich ja auch irgendwie war, schließlich habe ich ihn erst betrogen und anschließend wegen eines anderen verlassen. Das spielt hier zwar nur bedingt eine Rolle, sollte aber vielleicht erwähnt werden.

Fakt ist allerdings, dass ich es nicht ein ganzes Jahr geschafft hätte, diesen Film, den der Mann inzwischen wieder schiebt, auszuhalten. Aber so unterschiedlich sind Menschen eben, und jene Frau – Gott, wie ich sie gehasst habe damals – nimmt das Ganze inzwischen einfach mit Humor. Und ich glaube, das ist auch gut so, denn sonst wäre sie wahrscheinlich schon dem Wahnsinn verfallen und durchgedreht. Ich an ihrer Stelle wäre das jedenfalls.
Es ist irgendwie spannend, dass diese alten Verhaltensmuster wiederkehren. Auf der einen Seite amüsiert es mich sogar, wahrscheinlich weil jetzt klar wird, dass ich eben nicht alleinige Schuld am Scheitern der damaligen Beziehung trug. Auf der anderen Seite tut’s mir allerdings auch leid für die beiden. Ich war all die letzten Jahre, nachdem ich meine Trauer und meine Wut und meinen Hass und meine Selbstzweifel losgeworden war, der festen Überzeugung, dass meine damalige Entscheidung gegen ihn die einzig richtige für alle Beteiligten war. Scheinbar war sie es doch nicht.

Aber wie alles andere, was mir momentan widerfährt, verbuche ich auch diese Sache unter „Es war eine Erfahrung“. Erfahrungen sind gut. Nicht immer leicht, aber immer gut. Nur so kommt man voran.
Wie das bei den beiden weitergeht, kann ich nicht einschätzen. Ich wünsche ihnen, dass er sich wieder einkriegt und sieht, was er kaputt macht. Wir haben es damals nicht gesehen.


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