Wo gehobelt wird …
Der Oktober war in der und für die Online-Buch-Welt ganz schön turbulent – es kam eine Cover- und Klappentext-Urheberrechts-Frage auf, an anderer Stelle wurden private (!!!) BuchBlogger massiv von Lesern und eigentlichen Geschäftspartnern beleidigt und unter Druck gesetzt, fast überall wurden Zweifel geäußert, ob Blogs geschlossen oder gar gelöscht werden sollten, mitunter verschwanden sogar fest etablierte BloggerInnen einfach so ohne ein Wort von der Bildfläche – und das auf allen möglichen Erreichbarkeitsebenen.
Auch ich verfolge einige Blogs und schaue immer mal wieder bei denen vorbei, wo es sich meiner Ansicht nach lohnt, weil sie sich nicht nur mit den üblichen Themen beschäftigen. Doch selbst auf diesen Seiten finde ich inzwischen Postings, die vor allem eins tun: Sich rechtfertigen, verteidigen und ernsthaft mit dem Gedanken auseinander setzen, das Bloggen sein zu lassen.
Ich halte mich bisher ganz bewusst aus all dem raus und das fällt mir gar nicht mal schwer. Manch einer würde behaupten, dass ich desinteressiert sei, und zu einem gewissen Grad stimmt das sicherlich auch. Vielleicht liegt das daran, dass ich solche Mails nicht erhalte – weder über die Schattenwege, die möglicherweise einfach noch nicht bekannt genug sind, noch über Literatopia, das sich nun wirklich nicht über einen zu geringen Bekanntheitsgrad beschweren kann. Vielleicht habe ich einfach das Glück, keinen deutlich erkennbaren Blogger-Zusatz an meiner URL zu haben. Vielleicht bin ich aber auch einfach durch die langjährige Erfahrung als Bloggerin und durch die genauso langjährige Arbeit als Chefredakteurin eines nicht unbedingt kleinen Literaturportals abgehärtet, was solche Dinge angeht.
Denn meistens ist es doch so: Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und die Leute, die so massiv Stunk machen, tun das in erster Linie deshalb, weil sie es a) nicht besser wissen und b) nichts anderes in ihrem Leben zu tun haben. Klar verletzen diese Mails mit den Beleidigungen, die oftmals unter die Gürtellinie und sogar gegen die Familie gehen. Klar treffen diese Worte, die sich gegen jemanden richten, den der Absender gar nicht persönlich kennt. Trotzdem: Genau dieser letzte Punkt ist für mich ein Grund zu sagen, dass der Angriff nicht gegen den Empfänger persönlich gerichtet ist. Da wird sich Luft gemacht – ich wage sogar ganz dreist, die Behauptung aufzustellen, dass die verfasste Mail eine Copy-Paste-Geschichte ist, die an mehrere Leute gegangen ist. Und bei irgendwem trägt sie Früchte, garantiert.
Aber macht euch nichts vor, so was kann euch überall passieren. In der Schule, im Beruf, im Privatleben und eben auch im Internet. Nur dass man sich im Internet hinter einem anonymen Nickname verstecken kann. Heutzutage sind selbst IP-Adressen kaum noch etwas wert, was die Zurückverfolgung angeht. Das macht es sehr viel leichter, den Prügel auszupacken und wahllos auf vermeintlich schutzlose Opfer loszugehen. Denn was will so ein kleiner Blogger denn schon ausrichten?
Genauso leicht ist es aber auch, diese Attacken abzuwehren – wenn man in der Lage ist, sich emotional von solchen Mails abzuschotten. Wenn man sich klarmachen kann, dass man gar nicht persönlich gemeint ist. Das klingt leichter als es tatsächlich ist, ich weiß das. Es ist etwas, das man lernen muss. Doch man lernt nicht, wenn man den Kopf in den Sand steckt und dem Täter das gibt, was er sucht: Reaktion und öffentliches Diskutieren über das, was er angerichtet hat oder hätte anrichten können.
Mein harmloser und vielleicht mit einem Kopfschütteln belächelter Tipp: Ignoriert diese Mails. Oder, wenn ihr unbedingt darauf reagieren wollt, tut dies in einem sachlichen Ton, auch wenn es schwer fällt. Antwortet nicht im Affekt und schon gar nicht nach dem ersten Lesen, sondern schließt euer Mailkonto, macht einen Spaziergang, atmet tief durch und lest später noch mal drüber. Das Gleiche macht ihr, wenn ihr die Antwort verfasst habt, in der ihr sachlich auf die Vorwürfe eingeht und eure Gründe darlegt – aber nicht auf die Beleidigungen reagiert, denn die sollten zumindest nach außen hin auf unfruchtbaren Boden fallen. Sprecht mit Leuten darüber, denen ihr vertraut, aber macht eure als solches angesehene Schwäche nicht öffentlich.
Lasst euch keine Angst einjagen, denn die Person hinter der geschriebenen Mail ist mindestens genauso unsicher wie ihr, wenn nicht sogar noch unsicherer. Wenn sie etwas gegen euch in der Hand hätte, würde sie euch nicht derart bedrängen und bedrohen, sondern den rechtlich sicheren Weg gehen. Und das hat sie ganz offensichtlich nicht, denn der Weg, den diese Person gewählt hat, ist einer der niederträchtigsten, die es gibt – diese Leute können das Wort „Respekt“ nicht mal aussprechen geschweige denn anwenden. Deshalb kann ich mich nur wiederholen: Lasst euch nicht von solchen Mails einschüchtern oder runterziehen. Auch wenn das seltsam klingt, könnt ihr daraus so viel Energie und Kraft ziehen – denn Neid ist die höchste Form der Anerkennung.
Wie ich schon in meinem letzten Artikel schrieb: Seid stolz auf das, was ihr tut, und macht euch nicht klein. Niemandem gegenüber, denn dafür besteht absolut kein Grund. Wärt ihr nicht gut in dem, was ihr tut, würden sich die Leser nicht über jedes eurer Postings freuen und munter kommentieren. IHR seid diejenigen, die euren Blog am Laufen halten. Nicht irgendwelche Autoren, die völlig zu Unrecht Druck ausüben wollen und euch in dem Glauben lassen, sie befänden sich im Recht und säßen am längeren Hebel. Dem ist nicht so, ganz bestimmt nicht.
Also verkriecht euch nicht, sondern stellt euch gerade hin und setzt euch ein für das, was euch wichtig ist.
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Bloggen ist (nicht nur) (k)eine Kunst.
eine Kommentar
Ich musste mich mit sowas bisher zum Glück auch nicht rumärgern.
Aber wie du so schön geschrieben hast, man sollte auf sowas nicht eingehen.
Einfach löschen und vergessen :-D.
Vielleicht ist es für mich auch einfacher gesagt als getan, denn ich habe zum Glück keine Erfahrung damit machen müssen.
Ebenfalls ein toller Beitrag von dir.
Liebe Grüße
Vanessa