Zwei Seiten einer Medaille

Heute kurz nach Feierabend (also nach den Überstunden) hab ich ein Dreifach-A-Lob vom Chef bekommen: Arbeit, Außenwirkung, Aussehen/Auftreten.

Nun, ich reiß mir (schon wieder) seit zwei Wochen tierisch den Arsch im Büro auf, schiebe Überstunden ohne Ende und mach mir Zuhause auch noch Gedanken um diverse Projekte bzw. Problemlösungen.
Zudem gab es wohl Rückmeldungen von Geschäftspartnern, mit denen ich öfter mal telefoniert habe, dass ich am Telefon sehr nett, zuvorkommend und kompetent wäre. Dies wurde auch durch meine Chefin schon mal direkt an mich rückgemeldet.
Und zu guter Letzt habe ich meinen Kleidungsstil mal wieder ein klein wenig geändert, wenn auch nicht ganz freiwillig, weil mir Ende des Jahres innerhalb kürzester Zeit gleich zwei Jeanshosen an nicht so vorteilhafter Stelle (für ein Geschäftsführungssekretariat) gerissen sind und ich so gezwungen war, mir neue Hosen zu kaufen, die ich im Büro tragen kann. Und ich habe Lust bekommen, mich morgens ein wenig zurecht zu machen. Na ja.

Und trotzdem … muss ich jetzt grad mal frusten:

Für meine Kollegin und die neue-alte Sekretärin, die jetzt aus dem Mutterschutz wieder da ist, bin ich momentan sowas wie der Sekretariats-Mülleimer – ich hab eigentlich nur noch drei Arbeitsbereiche, die zum Sekretariat gehören: Diktatbänder (weil die neue-alte ganz schlimm schwerhörig ist), Betreuung von Praktikanten und Hospitanten, Telefonate am Nachmittag (die neue-alte ist nur halbtags da, nachmittags darf ich dann ins Sek-Büro, während ich vormittags bei der Projektassistenz im Büro meinen Arbeitsplatz habe).

So, ich habe mich also schon vor drei Wochen damit abgefunden, dass man mir sämtliche Verantwortlichkeiten abgenommen und an die neue-alte übertragen hat. Doch damit nicht genug, nein, jetzt wird mir auch noch die Nacharbeit der Diktatbänder abgenommen und Praktikantenanfragen landen auch nicht gleich bei mir auf dem Tisch, sondern werden ohne mein Wissen erstmal unter der Hand verhandelt und es werden Zusagen getroffen, die gar nicht mit mir abgestimmt sind, obwohl ICH den Praktikantenplan bei mir habe. Und dann wundert man sich, warum die Zeiträume kollidieren.
Dazu werden mir immer noch Botengänge auferlegt, die reine Sekretariatsarbeit beinhalten. Ablage, die gemacht werden muss, wird mir vormittags ins Fach gelegt, obwohl die neue-alte Kollegin, die das jetzt machen soll, noch da ist – ich nehme den ganzen Haufen Papier dann mittags, wenn ich umziehe, wieder mit nach vorne, um den Kram in die vorgesehenen Ordner abzulegen. Ausgeliehene Ordner soll ich zurückfordern bzw. auch erstmal rausfinden, wohin die überhaupt verschwunden sind. Mir werden zu kopierende Sachen in die Hand gedrückt, obwohl ich mitten im Gespräch mit meinem Chef bin und meine Kollegin privat telefonierend an ihrem Arbeitsplatz sitzt. Und so weiter.

Was regt die sich denn so auf?, wollt ihr wissen?
Ganz einfach: Ich bin keine Praktikantin für Botengänge – mal was abholen ist okay, weil ich eh durch die Projekte immer mal wieder auf dem Gelände unterwegs bin. Ich bin auch keine Sekretariatsgehilfin, die die Drecksarbeit erledigt, auf die alle andern einfach keinen Bock haben. Was ich ebenfalls nicht bin, ist ohne Arbeit, wenn aus dem Sekretariatsbüro nichts kommt. Im Gegenteil, ich hab den Arsch voller Arbeit; weiß nicht, wo ich anfangen geschweige denn aufhören soll oder wo vorne und hinten ist. Arbeite an vier bis fünf Sachen gleichzeitig und dann kommen noch Telefonate, Mails und „Laufkundschaft“ dazu, die auch alles sofort erledigt haben wollen. Ist nun wirklich nicht so, dass ich Däumchen drehe, mir die Nägel lackiere oder in der Bunten lese – nein, ich werde in die Projektassistenz eingebunden, wie es auch von Chefin angedacht, aber – haltet euch fest – gar nicht kommuniziert war. Jedenfalls nicht mit der Projektassistenz.

Kurzum: Ich bin kurz vorm Amoklaufen, und trotzdem habe ich immer noch Spaß an der Arbeit. Es ist viel Streß, aber ich lerne auch viel; und ich will auf jeden Fall noch wenigstens drei Jahre da bleiben, bis ich die Abendschule fertig habe.
Aber manchmal … manchmal gibt es einfach Tage (oder Wochen …), wo ich am liebsten immerzu gegen die Wand rennen will


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